Und schon wieder werde ich genötigt, den Film "Titanic" zu schauen. Aber naja, ich liebe den Film, wirklich ein Meisterwerk. Doch ich merke, so langsam setzt es mir psychisch zu, an jenes Schiffsunglück zu denken. Der Film verdeutlicht das Leid damals sehr gut, da sind wir uns wohl alle einig. Aber er zeigt auch diese Vergänglichkeit von allem...! Es ist genial, wie der Regisseur James Cameron die Szenen zusammenschneiden ließ: Erst sieht man einen schönen Moment - Jack und Rose küssen sich - und dann geht das Bild über in das versunkene Schiff, und wie es jetzt aussieht. Die schönen Momente des Lebens - vergangen. Das größte, luxuriöseste Schiff versunken, hässlich, kalt. Verschimmelt. Deine große Liebe - ertrunken. Diesen Kontrast hat James Cameron gut dargestellt. Und das ist irgendwie schmerzhaft.
Schon wieder erwische ich mich dabei, wie ich mir vorstelle, selber dabei gewesen zu sein. Bei jedem schrecklichen Ereignis in der Geschichte der Menschheit, über das ich etwas lese. Wie hat sich Anne Boleyn gefühlt bei ihrer Hinrichtung? Wie fühlt sich das an, diese Sekunden davor? Mir wird ganz komisch und ich bekomme eine Gänsehaut, wenn ich versuche, mir das vorzustellen. Wie haben sich die Passagiere der Titanic gefühlt, als ihnen klar wurde - in weniger als einer Stunde sterbe ich? Ich stelle mir die Frage: Was ist die Weisheit dahinter, dass diese Menschen ertrunken sind und ich nicht an ihrer Stelle war?
Mit solchen Gedanken habe ich mich schon sehr früh gequält. Immer dieses Nachdenken über alles mögliche. Ja, es hat mich zum Islam geführt. Ich bin dankbar für dieses Nachdenken. Aber trotzdem; manchmal wünschte ich, ich könnte einfach im Moment leben ohne so viel zu denken und mich "Was wäre, wenn" zu fragen. Was bringt es mir, ein Möchtegern-Philosoph zu sein, wenn ich keinerlei Erkenntnisse aus meinem Nachdenken ziehen kann? Oder bringt mir das etwa irgendwas, über das Leid der Welt nachzudenken? Wer das so sieht, bitte schreibt es mir in die Kommentare.
Und dann kommen sie wieder, diese Gedanken: "Wenn Gott das nicht verhindert hat, wieso sollte Er mir dann bei meinen Problemen helfen?" Diese Gedanken sind nicht vorwurfsvoll gemeint. Damit ist gemeint, dass Gott wohl einfach - aus seiner Weisheit heraus und nicht aus schlechten Motiven heraus - Schreckliches nicht verhindert. Das sehen wir ja tagtäglich in den Nachrichten. Und dann denke ich: Logischerweise bedeutet das, dass Gott wohl auch einige meiner persönlichen Schiffsunglücke nicht verhindern könnte - natürlich aus einer Weisheit heraus, nicht um mich leiden zu sehen. Aber dennoch: Ich habe Angst, dass Gott mein Schiff sinken lässt.
Dieses Argument "Aus einer Weisheit heraus verhindert Gott schlimme Dinge nicht" regt Atheisten oft ziemlich auf. Sie finden es nicht befriedigend, nicht logisch. Es ist falsch, zu suggerieren, dass man Leid problemlos wegsteckt, wenn man ein gläubiger Mensch ist. So gibt es mit Sicherheit auch Gläubige, die manchmal hadern. Das ist menschlich. Aber es gibt einen Unterschied zu Nicht-Gläubigen: Der Gläubige weiß, dass das Argument mit der Weisheit eben nicht unlogisch ist. Es ist unlogisch, zu denken, man könne mit seinem begrenzen menschlichen Verstand die Beweggründe des Allmächtigen nachvollziehen.
Aber warum bin ich so emotional?
Ich wünschte, ich hätte 10 % von den Leuten, die Obduktionen durchführen können.
Irgendwann denke ich mich tot. - Ich, der Möchtegern-Philosoph wider Willen (Oxymoron).
Beschreibung auf basari.de - Vielen Dank für das zugesandte Rezensionsexemplar!
Wiedererweckung des modernen Menschen - Ursachen für das psychische Leiden der Menschheit und der islamische Ausweg
Ob wir es bemerken oder nicht: Wir leben in einer merkwürdigen Zeit. Die Menschheit ist in punkto Technologie, Wissenschaft, Zugang zu Informationen und globaler Kommunikation so weit entwickelt, wie es möglicherweise noch nie zuvor der Fall gewesen ist.
Uns stehen Mittel zur Verfügung, die vor einigen Jahrzehnten noch als Science-Fiction galten. High-Tech, Digitales Geld, blitzschneller Datenaustausch, Künstliche Intelligenz, Social Media, Smartphones… Noch nie zuvor hat die Menschheit einen solchen Status Quo erlebt. Nie zuvor gab es so viele Millionäre auf der Welt wie heutzutage.
Nie schien das Leben angenehmer und faszinierender gewesen zu sein…Oder? Ist es wirklich so? Geht es den Menschen wirklich so gut wie nie zuvor? Oder ist all der leuchtende Glanz nur die eine Seite einer Medaille, deren Rückseite umso glanzloser und finsterer ist? Wie steht es wirklich um den modernen Menschen? Hat all der Fortschritt ihn glücklicher gemacht? Geht es den Kindern Adams gut? Oder steckt die Menschheit vielmehr in einem Sumpf des Unglücks und der Sinnlosigkeit, aus dem sie nicht mehr herauskommt? Leidet der Mensch stärker als je zuvor und ist das der Grund dafür, dass er sich mit allerlei Süchten die Zeit vertreibt, um wenigstens durch temporäre künstliche Glücksgefühle den Schmerz der Sinnlosigkeit seines Lebens möglichst nicht zu spüren? Und stecken sogar viele Muslime fest und wissen nicht weiter? Wenn ja, was ist der Ausweg aus diesem Sumpf? Was kann den modernen Menschen vor dem Untergang bewahren? Und welchen Ausweg bietet der Islam für die Menschheit?
Diesen Fragen gehen wir in diesem Buch nach und versuchen, leicht nachvollziehbare und praktisch umsetzbare Lösungen zu bieten. Die Quelle dieser Lösungen ist der Islam. Allah hat Seinen Gesandten Muhammed (saws) entsandt, um die Menschen aus den Finsternissen ins Licht zu führen. Diesen Wegweiser hat die Menschheit und auch die muslimische Gemeinschaft dringend nötig. Wir haben versucht darzulegen, auf welche Weise der Islam die Menschheit aus dem Sumpf der Sinnlosigkeit und des psychischen Leidens befreien kann.
Ein besonderes Augenmerk liegt in diesem Buch auf der exzessiven Nutzung der sogenannten Sozialen Medien und den heute so weit verbreiteten Süchten wie zum Beispiel Gaming-Sucht, Drogensucht, Pornographie-Sucht etc., sowie auf den islamischen Wegen, um sich aus den Fängen dieser schädlichen Gewohnheiten zu befreien.
Wir hoffen, dadurch auf ein wichtiges Problem unserer Zeit aufmerksam zu machen und somit einen kleinen Beitrag dazu zu leisten, dieser gefährlichen Entwicklung entgegenzuwirken.
Wiederauferweckung des modernen Menschen Ursachen für das psychische Leiden der Menschheit und der islamische Ausweg von Erden Karsli
ISBN: 9783944537313 1. Auflage Seiten: 240
Meine Meinung:
Ein Buch über die vielen Ablenkungen des Diesseits, insbesondere in unserer modernen Welt und wie man sich davor schützen kann. Lest unbedingt die Beschreibung weiter oben.
Am besten finde ich an diesem Buch, dass es das Dopamin-Belohnungssystem unseres Gehirns erklärt. Das tut es in einem Umfang, den ich so nicht erwartet hätte. Meiner Meinung nach sollte jeder etwas über dieses System erfahren. (Ich kann dazu das Buch "Ein Hormon regiert die Welt" nur empfehlen.)
Viele Sünden werden deshalb begangen, weil sie uns vermeintliche Glücksgefühle versprechen. Alkohol ist da ganz vorne mit dabei. (Ich fand es wunderbar, wie ausführlich auf den Schaden dieses Gifts eingegangen wurde, denn es wird einfach überall auf der Welt unterschätzt.) Dopamin sorgt dafür, dass wir Dinge tun oder nicht tun!
Während dieses Thema überraschend wissenschaftlich angesprochen wurde, hat die Wissenschaftlichkeit bei anderen Themen gefehlt ("einer Statistik zufolge" auf S. 219 - welcher? Wann, wo?). Folgender Satz ist unfreiwillig super lustig: "Seit der Gründung von Facebook im Jahre 2004, YouTube 2005, Twitter 2006, Snapchat 2011, WhatsApp 2014 hat die Zahl der asozialen Menschen im Jahre 2018 seinen Höhepunkt erreicht" (S. 76). Mal abgesehen von Kausalität versus Korrelation: Es gibt eine Studie, die Gegenteiliges behauptet: https://dzw.de/studie-zur-wirkung-von-facebook-co-machen-soziale-medien-asozial.
Es gibt aber auch viele Studien, die das thematisieren, was der Autor offenbar in Wirklichkeit sagen möchte: Anonymität im Internet lässt Hemmschwellen sinken und man beleidigt leichter als im Real-Life; Menschen treffen ihre Freunde nicht mehr in echt und können Mimik nicht mehr gut deuten, usw. Dass die Menschen nicht mehr gut miteinander im echten Leben kommunizieren, sagt der Autor an anderer Stelle. Ich selbst habe mir jetzt eingestehen müssen, dass ich genau das mache, was ich an anderen Menschen nicht mag: In Anwesenheit anderer bin ich trotzdem die ganze Zeit am Handy. Es ist besorgniserregend... (Und auch hier spielt Dopamin eine Rolle: Wenn wir am Handy sind, bekommen wir eine Vielzahl von sich schnell abwechselnden Reizen...!)
Hier habe ich jetzt schon angedeutet, dass hauptsächlich die moderne Technik inklusive Internet kritisiert wird. Tatsächlich musste ich mehr als einmal an meine hessischen Großeltern denken, die Dinge sagten wie "Ketchup, wassen neumodische Schaaßdreck" oder "Alles was aus Amerrigga kommt, ist scheiße, fing schon midde Schiehnshose an". (Nein, ich weiß nicht, was schlimm an Ketchup oder Jeans sein soll.) Ihr könnt euch also denken, dass es stellenweise etwas anstrengend zu lesen war. Unweigerlich stellt man sich den Autoren mit erhobenem Zeigefinger vor. So wird auf Seite 91 gepredigt, wie schlimm es ist, Hochzeitsfotos online zu posten.
Der Behauptung auf Seite 125, dass Social Media speziell für muslimische Frauen schädlich sein kann, kann ich so nicht zustimmen. Folgender Satz auf der selben Seite lässt mich mit den Augen rollen: "Für die muslimischen Schwestern sollte es ausreichen, Soziale Medien für sinnvolle Kommunikation zu nutzen und den Kontakt mit der Familie aufrecht zu erhalten, sodass auch keineswegs die Pflichten innerhalb der Familie vernachlässigt werden. Die Frau als die Seele des Hauses sollte dem Heim eine schöne Atmosphäre verleihen und nicht etwa ihren Namen unter Beiträgen von Männern anzeigen lassen". Es ist gut, dass der Autor an anderer Stelle davor warnt, wie schnell online die Hemmungen fallen können und Muslime zu Flirts verleitet werden können. Aber einen Beitrag von Männern zu kommentieren - das ist kein Flirt.
Die Tirade gegen Netflix ab Seite 105 finde ich übertrieben angesichts der Tatsache, dass mein Kind auf Netflix die unschuldigen Teletubbies schaut - und es lässt mich wieder an meine Großeltern denken, haha. Man kann Dinge übrigens auch verurteilen oder nicht mögen, ohne davon auszugehen, dass sie von mächtigen Eliten geschickt eingesetzt werden, um der Menschheit Schaden zuzufügen...!
So, jetzt widme ich mich dem, was mir am Buch super gefallen hat und weshalb ich es auch unbedingt empfehlen muss:
Zum einen wird der Druck angesprochen, der auf Instagram herrscht. Der Druck, so perfekt wie möglich rüberzukommen. So schön wie möglich (Filter). So glücklich wie möglich. So reich wie möglich. Es ist schwer, sich diesem Einfluss zu entziehen, wenn man ständig Leuten folgt, die ihr Leben aufwendig inszenieren. Das Buch spricht auch an, dass man Gefahr läuft, selbstverliebt zu werden.
Auch der Böse Blick (Ayn) wird erwähnt - zu oft wird er einfach vergessen. Doch als Muslime müssen wir an seine Existenz glauben - und daran, wie gefährlich er sein kann.
Davon mal abgesehen lauert eine weitere Gefahr durch das Hochladen von Fotos, genauer gesagt, Fotos von Kindern. Ich erwähne das Thema hier, weil viele Leute immer noch nicht Bescheid wissen, dass Pädophile sich die harmlosesten Fotos schnappen und im Darknet verbreiten. Bitte klickt einmal hier: https://www.youtube.com/watch?v=PaM5D9JaEHY (Kinderfotos im Netz: gepostet, geklaut, missbraucht | WDR Doku) - Und hier auch: https://www.youtube.com/watch?v=kq7FFAf94X8 (Exklusive Datenrecherche: Wie Pädosexuelle Bilder klauen | STRG_F)
Dem Autoren ist es wichtig, die Eltern dafür zu sensibilisieren, welche Gefahren im Netz ihren Kinder drohen können - Kontrolle ist und bleibt wichtig!
Es gibt übrigens einen interessanten Artikel von CNN: https://edition.cnn.com/2012/05/21/us/opinion-is-the-internet-hurting-children/index.html. Hier ist eine Übersetzung eines Zitats: "Im Alter von 2 Jahren haben mehr als 90 % aller amerikanischen Kinder eine Online-Geschichte. Mit 5 Jahren interagieren mehr als 50 % regelmäßig mit einem Computer oder Tablet-Gerät und mit 7 oder 8 spielen viele Kinder regelmäßig Videospiele. Teenager schreiben durchschnittlich 3.400 Mal im Monat SMS. Tatsache ist, dass unsere Kinder bis zur Mittelschule heute mehr Zeit mit Medien verbringen als mit ihren Eltern oder Lehrern, und die Herausforderungen sind groß: von den Millionen junger Menschen, die in der High School bereuen, was sie bereits online über sich selbst gepostet haben über den weithin dokumentierten Anstieg von Cybermobbing bis hin zur Hypersexualisierung weiblicher Charaktere in Videospielen." - Hm. Besorgniserregend hoch Zehn!
Erst durch dieses Buch habe ich begonnen, intensiv über all das nachzudenken und zu recherchieren. Es regt zum Nachdenken an, und deshalb ist der erhobene Zeigefinger vielleicht doch ganz gut.
Der Autor warnt auch vor Pornografie-Sucht. Das ist auch wichtig in einer Zeit, in der Pornographie ohne Ende verharmlost wird. Auch hier ein empfehlenswertes Video von MrWissenToGo: https://www.youtube.com/watch?v=pdDMf1Ra8G4 (Tabuthema Pornosucht: So krank machen Pornos!)
Ich danke dem Autoren für seine notwendigen Warnungen und Impulse. Doch nein, er warnt nicht nur vor den Ablenkungen und auch Gefahren der modernen Zeit, sondern gibt auch konkrete Tipps, wie man es schafft, sich auf das Wesentliche zu besinnen: den Glauben. Seine Botschaft lautet: Das Gefühl der Nähe zu Allah ist viel schöner als das Gefühl der vielen Dopamin-Kicks in Form von Gangsta-Rap, Selbstinszenierungen auf Instagram, Alkohol, Pornographie oder sonst etwas. Was der Autor nicht erwähnt, was ich aber dazuzählen möchte, ist der übertriebene Drang oder gar die Sucht nach Shopping.
Zitat von Seite 198:
"Das Erleben der Nähe zu Allah, der intensiven Liebe zu Allah, der Sehnsucht nach der Begegnung mit Allah etc., die ein Gläubiger erfährt, wenn er standhaft Allahs Weg folgt und viel Ibada (Gebet, Fasten, Quran-Lesen etc.) verrichtet, schützen ihn vor dem Verlangen nach trügerischen Rauschzuständen."
Ich liebe diese Botschaft des Buches. Selbstverständlich sollen wir uns trotzdem gerne weltliche Ziele setzen. Auf Seite 240 nennt er Beispiele wie das Erlernen eines Berufes oder eine Weiterbildung, sportliche Ziele, Aneignen neuer Fähigkeiten, usw. Er macht klar: Das Dopamin-System soll auf gesunde Weise benutzt werden!
Es erläutert, wie man den Suchtkreislauf (Stoff oder Verhalten -> Endorphin-Ausschüttung -> Glücksgefühl -> Mangel -> Endorphin-Mangel -> Wiederholung) mithilfe der 5 Säulen des Islams durchbrechen kann - absolut großartig!
Mir gefällt auch die Aufforderung, dankbar zu sein. Dankbarkeit ist ein wichtiges islamisches Prinzip und deshalb wird es intensiv besprochen.
Das Buch heißt nicht ohne Grund "Wiedererweckung des modernen Menschen": Es ist kein Alles-ist-schlimm-Jammerbuch, sondern ein Buch mit konkreten Tipps und Impulsen, wie man sich auf den wahren Sinn des Lebens zurück besinnen kann angesichts all der Ablenkungen heutzutage.
"Wenn alle Axone des Corpus callosums vom schnellen Typ wären, würde diese Commissur entweder nur wenige Fasern enthalten können (wenn die Commissur ihren Durchmesser nicht verändern dürfte) oder sie würde das gesamte Volumen unseres Schädels einnehmen (wenn die Commissur nach wie vor 500 Millionen Fasern enthalten müsste). Das bedeutet, dass die Zusammensetzung des Corpus callosums einen Kompromiss zwischen den Erfordernissen an Axonzahl und Geschwindigkeit darstellt. Die von der Natur gewählte Lösung besteht darin," - Onur Güntürkün, Biologische Psychologie, S. 22
"Wir können uns nie so perfekt mit unserem Baby synchronisieren, wie die Natur die Gebärmutter synchronisiert." - Philippa Perry, Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen: (und deine Kinder werden froh sein, wenn du es gelesen hast)
"Zudem sind Schutzstrategien wie Angriff oder Flucht auch nicht per se problematisch, sondern sinnvolle und naturgegebene Reaktionen, um uns vor Gefahren zu beschützen." - Stefanie Stahl, Das Kind in dir muss Heimat finden, S. 117-118
"Ganz besonders schwierig ist es, für einen potenziellen oder tatsächlichen Angreifer Empathie zu empfinden. Das hat die Natur auch so eingerichtet: Wenn ich mein Leben verteidigen muss, darf ich kein Mitgefühl für den Feind aufbringen." - Stefanie Stahl, Das Kind in dir muss Heimat finden, S. 221
"Die Membran ist keine perfekte Barriere, sie ist ein bisschen durchlässig. Einige Natrium-Ionen schlüpfen in die Zelle, während einige Kalium-Ionen hinausschlüpfen können. Um dies zu korrigieren, stellt die Natur Transportmechanismen innerhalb der Membran bereit, die Natrium hinaus- und Kalium hineinpumpen." - Richard J. Gerrig, Psychologie mit E-Learning "MyLab | Psychologie" (Pearson Studium - Psychologie), S. 97
"Beim Zusammenbringen der passenden Gene (bzw. dem Auseinanderhalten der unpassenden) scheint die Natur auf einen Mechanismus zu setzen, der in der Forschung zu Unrecht etwas außer Mode gekommen ist: Prägung." - Ulrich Renz, Schönheit: Eine Wissenschaft für sich, S. 176
"Es ist sicher nicht nur als Goldgrube für Deo-Hersteller von der Natur so eingerichtet, dass der Mensch mehr Körpergeruch hat als Affen." - Ulrich Renz, Schönheit: Eine Wissenschaft für sich", S. 139
"Millionen Mütter in Afrika, Asien und Südamerika tragen ihre nackten Kinder den ganzen Tag herum. Wie gelingt es ihnen, nicht beschmutzt zu werden? Um dies zu verhindern, hat die Natur den folgenden Schutzreflex entwickelt [...]." - Remo H. Largo, Babyjahre: Entwicklung und Erziehung in den ersten vier Jahren, S. 517
"Sind Männer mit ihrem mit Testosteron angereicherten Blut ebenso gut in der Lage, auf die Bedürfnisse kleiner Kinder einzugehen wie Frauen? Auf diese Fragen werde ich in Kapitel 5 eingehen. Ich werde erklären, dass sich die Natur für die Väter einen ganz besonderen Mechanismus einfallen lassen hat [...]" - Nicole Strüber, Die erste Bindung: Wie Eltern die Entwicklung des kindlichen Gehirns prägen, S. 20
"Das Leben ist für das unerfahrene Baby potentiell stressreich. Klempner, Zeitungsstapel, tanzende Roboter - die Welt ist voller Gefahrenquellen. Gleichzeitig tut es dem Baby nicht gut, immer wieder Stress zu erleben. Die Natur hat dieses Dilemma geschickt gelöst und für das Baby eine mehrjährige Periode eingerichtet, in der nicht jeder Stress von einer Stresshormon-Freisetzung begleitet wird." - Nicole Strüber, Die erste Bindung: Wie Eltern die Entwicklung des kindlichen Gehirns prägen, S. 136
"Die Zellen unseres Immunsystems können die fremden Zellen praktischerweise an den jeweils typischen Molekülstrukturen auf deren Oberflächen erkennen. Dazu muss das Immunsystem aber selbst über hundert Millionen (eine Eins mit acht Nullen!) verschiedener Antikörper und über eine Billion (eine Eins mit zwölf Nullen!!) verschiedener T-Zell-Rezeptoren herstellen, die an diese Oberflächenstrukturen andocken können. Das ist schon für sich allein betrachtet ein Meisterwerk der Evolution (Wir nähern uns dem biochemischen Gottesbeweis ...)." - Dr. med Thomas Schmitz; Sven Siebert, Klartext Impfen: Ein Aufklärungsbuch zum Schutz unserer Gesundheit, S. 69
„[Die Menschen] allerdings, verstreut über die Berge, gehen unterdessen selber auf die Suche. Das All, das Universum, die Natur tritt für sie an die Stelle Gottes; das Einssein mit dem Kosmos gilt ihnen als Gebet; das Einverständnis, daß doch alles kommt wie‘s muß, und daß es gut ist, wie es ist, ersetzt ihnen den Gottesglauben; und sich im Gang des Ganzen aufzulösen, kompensiert für sie die Hoffnung auf Unsterblichkeit. Fast wird es eine Lust, die Personalität des Menschen als ein scheinbar zu Begrenztes zu negieren und eine Frömmigkeit im Jenseits eines personalen Gottes zu erträumen; man gibt sich das Versprechen, auf diese Weise eine Weisheit zu besitzen, in der die Unterschiede zwischen Gott und Welt, Mensch und Natur, Seele und Leib, die Differenzen auch zwischen den Religionen selbst in mystischer Alleinheit wie von selbst verschwänden, – eine Toleranz der Indifferenz zur Überwindung der Intoleranz und Divergenz vor allem der monotheistischen Offenbarungsreligionen. Bei den Nachdenklichen erübrigt sich die Metaphysik der abendländischen Theologie nunmehr durch eine physikalisch argumentierende Naturphilosophie, bei der gewisse überraschende Aussagen der Quantentheorie, nicht selten in Kombination mit esoterischen Anschauungen und Praktiken, wie ein Beweis dafür genommen werden, daß die Natur schon selber jene Transzendenz des Wissens, des Bewußtseins, des nur Materiellen, des Endlichen, des Definierbaren aufweist, die vordem sich mit der Idee von Gott verband. Kein Plan, kein Wille mehr gestaltet sonach diese Welt, dafür ein Es, ein Ist, ein Muß, - etwas Unendliches, das alles in sich schließt, indem es, was da ist, aus sich hervorbringt und in sich zurücknimmt." - Eugen Drewermann, Wendepunkte
Wer ist "die Natur"?
Wird diese Bezeichnung tatsächlich nur verwendet, um komplexe Sachverhalte zu verdeutlichen, oder kommt da unbewusst etwas... Ehrfurcht raus? Oder etwa sogar der unbewusste Gedanke, dass etwas so genial und großartig ist, sodass es von etwas/jemandem bewusst geplant gewesen sein muss?
Für mich ist klar: Je mehr ich mich mit den verschiedenen Wissenschaften beschäftige, desto logischer ist für mich die Existenz Gottes.
Es ist für mich kein Zufall, dass viele Menschen, die behaupten, nicht an Gott zu glauben, dennoch Sätze sagen wie "Irgendwas ist da".
Und diese große Leidenschaft, mit der Naturwissenschaftler "die Natur" tatsächlich schon vergöttern, wenn sie von der wunderschönen Komplexität des Universums schwärmen.
Religion und Politik: Welchen Einfluss haben rechte Christen in Deutschland? In ihrem politischen Debattenbuch beschreibt Liane Bednarz, wie Teile der evangelischen, evangelikalen und katholischen Christen seit Jahren rechtes Gedankengut annehmen und verbreiten. Diese Art von Fundamentalismus nutzt das bürgerliche Vertrauen in die christliche Religion und ihre Kirchen, um die bürgerliche Mitte mit rechten Ideen zu infiltrieren und einen Kreuzzug gegen Pluralismus und Toleranz zu führen. Rechte Christen sind seit Jahren auf dem Vormarsch. Sie sind in den Volkskirchen und in evangelikalen Gruppierungen zu Hause, sie haben ein klares Feindbild und meinen, damit das christliche Abendland zu schützen. Rechte Christen kämpfen gegen die angebliche Islamisierung, gegen Zuwanderung und Migration, gegen die Ehe für alle, Homosexualität, Gender Mainstreaming, Gleichberechtigung und Abtreibung, ein zeitgemäßes Familienbild und zu liberale Haltungen in den großen Kirchen. Die Verbindungen zur rechten populistischen Szene sind zum Teil fließend; die Angstprediger zeigen bisweilen offene Sympathie für Pegida, die AfD und die vom Verfassungsschutz beobachtete Identitäre Bewegung. In ihrem Debattenbuch deckt Liane Bednarz die Netzwerke der rechten Christen auf, beschreibt ihre Feindbilder, Überzeugungen und Aktionsformen und warnt vor den gesellschaftlichen Konsequenzen dieser Instrumentalisierung von Religion.
Liane Bednarz (* 28. März 1974 in Wuppertal) ist eine deutsche Publizistin und Juristin. Bednarz studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten in Passau und Heidelberg sowie mit einem DAAD-Stipendium in Genf (Schweiz). 2005 wurde sie an der Universität Heidelberg mit der Dissertation Der Erwerb eigener Aktien nach § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG zur Dr. iur. promoviert. Sie war Promotionsstipendiatin der Konrad-Adenauer-Stiftung.
Meine Meinung:
Zunächst mal würde ich gerne einige Links teilen. Erst diesen hier, er führt zu einem Artikel, geschrieben von der Autorin. Gut für einen ersten Überblick über das Buch:
Ich möchte aus diesem Interview etwas zitieren. Denn natürlich haben wir Muslime auch konservative Ansichten über bestimmte Themen. Ab wann ist man also ein rechter Christ und wann nur konservativ? Zitiert vom Link:
"Rabhansl: Machen wir's mal an einem religiösen Beispiel vielleicht fest: Wenn konservative Christen gegen Abtreibung sind, sind sie noch nicht rechts. Wann ist diese Einstellung rechts?
Bednarz: Genau, also gegen Abtreibung zu sein, das gilt auch für viele andere Positionen, das ist jetzt nicht per se rechts, überhaupt nicht, das ist eigentlich ein kernchristliches Thema. Es kippt allerdings, wenn es dann vermengt wird mit demografischen Erwägungen. Das sehen Sie zum Beispiel bei der AfD, die spricht sich zwar insgesamt kritisch gegen Abtreibung aus, aber kritisiert Abtreibung in ihrem Grundsatzprogramm im Zusammenhang mit der Thematisierung einer sogenannten aktivierenden Bevölkerungspolitik zugunsten der einheimischen Bevölkerung. Mit anderen Worten, man moniert die Abtreibungszahlen deshalb, weil nicht genug deutsche Kinder geboren werden. Und diese Vermischung zwischen solchen Erwägungen und der Abtreibungsfrage sprengt das Konservative, weil ein konservativer Christ keinen Unterschied machen würde in dieser Frage, ob jetzt der Embryo, der abgetrieben wird, ein ausländisches Kind geworden wäre oder eben ein deutsches"
Die Unterscheidung, was "nur konservativ" und was "rechts" ist, wird wohl weiterhin nicht einfach sein. Aber dieses Zitat gibt einen guten Anhaltspunkt. Das wird im Buch noch mehr thematisiert.
Ich selbst habe bereits Bücher konservativer Christen über radikal linken Feminismus gelesen und ich habe deren Kritik zugestimmt. Dann blätterte ich ein paar Seiten weiter und - tadaa! - Islamhass eingestreut. Natürlich. Ich weiß auch, wieso: Wir Muslime werden als Kontrast benutzt, damit man selbst nicht so intolerant rüber kommt. Dass das unlogisch ist, darüber könnte man so viel schreiben. Aber das sprengt hier den Rahmen. Ach. Dieses liberal vs conservative. Dieses Schwarz-Weiße. Das ist so, so anstrengend.
Eins ist jedenfalls klar: Egal ob Muslim oder Christ: Die eigenen politischen Ansichten, egal in welcher Richtung, dürfen nicht in Menschenfeindlichkeit ausarten. Das ist die Botschaft dieses Buches hier. Ein weiteres Zitat aus dem Buch, was betont, dass es nicht darum geht, Konservatives grundsätzlich zu verdammen:
"In der Auseinandersetzung mit rechten Positionen sind die Kirchen und Gesellschaft gefordert, auch dezidiert konservative und streng fromme Positionen auszuhalten, was namentlich vielen im linksliberalen und linken Milieu schwerfällt. Umgekehrt gilt es aber, bei jedem Thema aufzuzeigen, wo die Grenze zu einem rechten Denken überschritten wird, das mit dem christlichen Menschenbild, wie es in den Evangelien vermittelt wird, nicht mehr kompatibel ist." - Seite 241
Ich erinnere mich daran, wie der frühere Schulfreund, den ich dann als antimuslimischen Rassisten entlarvte, einen Facebook-Artikel über das Thema Transfrauen in öffentlichen Frauen-Toiletten teilte. Er schrieb dazu irgendetwas von wegen, sollte er das jemals erleben, würde er die "Tranny" zusammenschlagen. So, da hätten wir ein passendes Beispiel dafür, was nicht konservativ ist.
Nun ein anderes Zitat aus dem Buch:
Auf Seite 130 steht: "Die Islamaversion bzw. der Kampf vieler strenggläubiger Christen gegen eine angebliche »Islamisierung« steht der offiziellen Haltung der Kirchen diametral entgegen." Es werden Beispiele genannt für offizielle Positionen der katholischen und evangelischen Kirche gegenüber dem Islam, wobei klar wird, dass es nicht darum geht, den eigenen Absolutheitsanspruch loszuwerden, sondern Respekt zu zeigen.
Ich selbst habe nur gute Erfahrungen gemacht mit Vertretern der katholischen und evangelischen Kirche, genau genommen Pfarrern und Kirchenvorständen. Ich bin mir sicher: Ich bin für den Rest meines Lebens extrem gerührt angesichts der Nächstenliebe, die ich da erlebt habe. Doch bereits vor diesen positiven Erfahrungen war mir klar, dass die Kirchen an sich oft gegen Rassismus und Muslimhass kämpften, sehr zum Ärger der Islamhasser. Beispiele gibt es viele. Wer erinnert sich nicht daran, als der Dom in Köln die Lichter ausgeschaltet bekam, als es zu einer Pegida-Demo kam? https://www.migazin.de/2015/01/05/koelner-dom-lichter-islamfeindliche_koegida-pegida-demo
Zurück zum Buch. Ich kann wie immer nicht alles anschneiden, was im Buch thematisiert wird. Es werden zum Beispiel die Mythen über eine angebliche "Islamisierung" angesprochen, zum Beispiel die vielen Lügen. Das Thema Wintermärkte statt Weihnachtsmärkte... klick mich
Man erfährt, weshalb Rechtspopulismus für manche Christen attraktiv ist und was man dagegen machen kann.
Dieser Link hier wurde eingefügt und das Thema besprochen:
Christliche Antworten auf den Angriff von Rechtspopulisten
Rechtspopulisten sind in Europa und inzwischen auch in Deutschland massiv auf dem Vormarsch. Sie bedienen sich Ressentiments und vor allem der Ängste der Menschen, um gegen Randgruppen und auch demokratische Strukturen zu hetzen. Dabei verwenden sie auch religiöse Bezüge, die sie pervertieren. Hochkarätige Autoren beleuchten Hintergründe und Entstehungsgeschichte und blicken weiter: Was müssen die Kirchen und religiösen Gemeinschaften tun, um sich nicht zu distanzieren, sondern klar Stellung zu nehmen? Und wie kann man gemeinsam den Vormarsch stoppen? Hier finden profunde Kenner deutliche Worte und bieten konstruktive Vorschläge. Konkret, entschieden und mutig. Ein Buch aus der Reihe Edition Herder Korrespondenz.
"Zu den zentralen Themen von AfD, Pegida und anderen gehört die Religion. Einerseits bezieht man sich auf das »christliche Abendland« und fürchtet sich vor »dem Islam«, den man undifferenziert wahrnimmt. Andererseits stören sich die Wortführer am Engagement der Kirchen für die Flüchtlinge im Land, die in größerer Zahl gekommen sind. In vielfältiger Weise geht es da um Religions- und Kirchenkritik. Angriff auf die Religion also? Und was ist ihm entgegenzusetzen?" (aus dem Vorwort)
Mit Beiträgen von Christian Hermes, Joachim Klose, Hans Joachim Meyer, Werner J. Patzelt, Andreas Püttmann, Karlheinz Ruhstorfer, Thomas Sternberg, Sonja Angelika Strube, Rainer Maria Woelki, Paul Michael Zulehne (Anmerkung von mir: Einfach mal googlen!)
Die Herausgeber:
Stefan Orth, Dr., geb. 1968, ist stellvertretender Chefredakteur der Herder Korrespondenz. Monatsheft für Gesellschaft und Religion. Er hat in Freiburg, Paris und Münster katholische Theologie studiert, im Fach Fundamentaltheologie promoviert und ist seit 1998 Redakteur der Herder Korrespondenz in Freiburg.
Volker Resing, geb. 1970, ist Journalist und Buchautor. Seit Oktober 2014 ist er Chefredakteur der "Herder Korrespondenz". Zuvor war Resing Redakteur der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. Seit 2002 war er als Hauptstadt-Korrespondenz in Berlin für verschiedene Tageszeitungen sowie katholische Kirchenzeitungen tätig.
Meine Meinung:
Wieder zunächst mal ein paar gute Links zu Artikeln über das Buch:
Durch diese besseren Rezensionen bekommt ihr einen guten Überblick.
Auch das ist ein Buch, das radikalchristliche Islamhasser am liebsten an die Wand werfen würden. Aber sie sollten sich anschauen, wer die Artikel geschrieben hat. Soweit ich weiß, sind 5 davon Theologen.
Für mich war das Lesen des Buches ein echter Genuss.
Zitate:
Seite 43: "Noch deutlicher sticht die Wählerschaft der Afd von der aller anderen parlamentarischen Parteien ab; von CDU/CSU-Wählern übrigens keineswegs weniger als von SPD-Wählern - ein erster Hinweis darauf, dass wir es mitnichten bloß mit einer konservativen CDU oder der »CDU der Fünfzigerjahre« zu tun haben."
Seite 46: "Die Annahme, eine 10- bis 15-prozentige Daueropposition könne in demokratischen Systemen kaum etwas bewirken, ist auch deshalb falsch, weil Anhänger hoch motivierter, fanatisierter Minderheiten im Vergleich zur kognitiv moderaten, aber meist auch habituell »lauen' Mehrheit ein Vielfaches an Zeit, Geld und »Herzblut« zu investieren bereit sind."
Seite 52: "Die angloamerikanische Politikwissenschaft unterscheidet drei Dimensionen von Politik: politics, policy und polity. Sie stehen, kurz gesagt, für den Prozess, die Inhalte und die Form des Politischen. Solange die polity-Dimension, die System- und Regelakzeptanz von der AfD nicht klar und durchgehend im Sinne unseres demokratisch-rechtsstaatlichen Grundkonsenses beantwortet ist, können ihre teilweise auch für Christen verlockenden policy-Angebote - etwa zum Schutz vorgeburtlichen Lebens oder zum Leitbild der traditionellen Familie - schwerlich als Wahlargumente für sie geltend gemacht werden. Und ohne eine Fundamentalkonversion der AfD zur Menschenwürde als Dreh- und Angelpunkt der Verfassungsordnung wird man in jeder vordergründig richtigen policy immer einen Pferdefuß finden: »Lebensschützer« bringen plötzlich den Schießbefehl an der Grenze ins Gespräch oder sehen in Abtreibungen vor allem ein Demografie-Problem; Law-and-order-Vertreter lassen ihre Klientel leichtfertig mit dem Widerstandsrecht hantieren."
Seiten 86 und 87: "Kein Zweifel kann daran bestehen, dass die Kirche selbstverständlich mit aller Vehemenz die Unterdrückung und Verfolgung von Christen kritisieren und ihnen so gut als möglich Hilfe zuteilwerden lassen muss. Es ist aber eine abwegige Argumentation, Kritik an den Positionen der AfD dadurch zu kontern, die Kirche solle sich doch zuerst um die verfolgten Christen in den islamisch dominierten Ländern kümmern. Als ob sie dies nicht täte. Ebenso abwegig ist der Versuch, aus der Diskriminierung des Christentums in diesen Ländern ein moralisches Recht zur Diskriminierung von Muslimen hierzulande abzuleiten. [...] Ebenso ist die Unterstellung zurückzuweisen, die Kritik an einer pauschalen Diffamierung von Menschen und ihrer Religion rechtfertige oder verharmlose fundamentalistische oder radikal-islamistische Umtriebe hierzulande."
Bild ist von cordoba-buch.de - Ehm, ich dachte, ich erwähne mal diesen Shop, bevor jemand auf die Idee kommt, das Buch für 47 Euro gebraucht zu kaufen... (Das ist das erste Angebot, was man findet, wenn man nach dem Titel googlet.)
Wer nicht nach passenden Antworten gegen den Islam sucht, sondern nach Wahrheit, Aufrichtigkeit und Prinzipientreue - wer in aufrichtiger Weise nach seiner Identität sucht und wissen möchte, welchen Grund das Dilemma des heutigen Muslims hat und gewillt ist, etwas in sich zu bewegen, der sollte wissen, dass Muhammad Asad dieses Buch für ihn geschrieben hat, um ihn auf der Suche nach der verlorenen muslimischen Identität durch die Wiedererlangung des Quran und der Sunna zu unterstützen.
"und es ist nicht für diejenigen geschrieben, für die der Islam nur eines von mehreren, mehr oder weniger nützlichen, Schmuckstücken des sozialen Lebens ist; vielmehr für jene, in deren Herzen immer noch ein Funke der Flamme lebt, die bei den Gefährten des Propheten brannte - die Flamme, die einst den Islam als soziale Ordnung und kulturelle Errungenschaft groß machte." - Muhammad Asad
Muhammad Asad:
"Muhammad Asad (arabisch محمد أسد) (* als Leopold Weiss am 2. Juli 1900 in Lemberg, Österreich-Ungarn; † 20. Februar 1992 in Mijas, Spanien) war islamischer Gelehrter, Diplomat und Korrespondent der Frankfurter Zeitung." - https://de.wikipedia.org/wiki/Muhammad_Asad
Meine Meinung:
Muhammad Asad interessiert mich schon länger. Ich werde irgendwann mal sein umfangreicheres Werk "Der Weg nach Mekka" lesen, (wie dieses hier auf Englisch gratis online zu lesen). Ich denke, das könnte mir sogar noch mehr gefallen als dieses hier, da "Islam am Scheideweg" relativ kurz ist. Es ist nichts, was man unbedingt gelesen haben MUSS, aber schon interessant. Besonders krass ist, dass das Buch aus dem Jahr 1934 stammt. Merkt man nichts von - faszinierend.
Die Kernaussage von "Islam am Scheideweg" lautet - so wie ich sie verstanden habe: Die Muslime sind ökonomisch und wissenschaftlich in einer unterlegenen Situation dem Westen gegenüber, weil sie sich vom Islam entwurzelt haben - denn dieser hat schon immer die Wissenschaft und den Intellekt in seinen Lehren gefördert. Außerdem betrachte der Islam das diesseitige Leben nicht als ausschließlich schreckliche Sache, die man leider durchstehen muss bis man dann endlich im Jenseits ist. (Auch betrachte der Islam den Menschen nicht als natürlich sündig und deshalb schlecht.) Und diese Einstellung ist eigentlich sehr förderlich für die Wissenschaft, denn dann möchte man auch das Diesseits verbessern, z. B. mit Erfindungen.
Statt in dieser Position zu verharren, indem man neidisch auf den wirtschaftlichen und technischen Fortschritt des Westens blickt, sollte man selbst mehr daran arbeiten, dass sich die islamische Welt in dieser Hinsicht weiterentwickelt. Doch das könne nicht geschehen, indem man einfach die westliche Bildung kritiklos kopiert, weil man somit auch die säkulare Philosophie "mitkaufen" würde mitsamt der negativen Eigenschaften, die sie mitbringen kann. Muslime sollten außerdem auf keinen Fall Minderwertigkeitsgefühle entwickeln.
Ein tolles Zitat:
"Der Islam ist aber keine Religion der Unterdrückung. Er gibt dem Menschen in seiner persönlichen und sozialen Existenz einen großen Freiraum, damit die verschiedenen Eigenschaften, Temperamente und Neigungen der unterschiedlichen Individuen ihren eigenen Weg hin zu einer positiven Entwicklung finden können. Daher kann der Mensch ein Asket sein oder er kann sich innerhalb des rechtmäßigen Rahmens auch voll und ganz seiner sinnlichen Möglichkeiten erfreuen; er kann ein Nomade sein, der durch die Wüste umherwandert, ohne Nahrung für den nächsten Tag; oder aber ein reicher Kaufmann inmitten seiner Waren. So lange er sich aufrichtig und bewusst den göttlichen Gesetzen unterwirft, ist er frei, sein persönliches Leben so zu entwerfen, wie seine Natur ihn lenkt. Seine Pflicht ist es: das Beste aus sich zu machen, das Leben, ein Geschenk seines Schöpfers, zu ehren und durch die eigene Entwicklung seine Mitmenschen in ihren geistigen, sozialen und materiellen Bemühungen zu helfen. Aber die Form seines Lebens ist in keinem Fall durch einen Maßstab festgelegt. Er ist frei, zwischen all den grenzenlosen rechtmäßigen Möglichkeiten auszuwählen. Die Grundlage dieses islamischen „Liberalismus“ findet sich in dem Gedanken, dass die menschliche Natur im Wesentlichen gut ist. Ganz gegensätzlich der christlichen Gedanke, dass der Mensch sündevoll geboren ist; oder die Lehren des Hinduismus, in denen der Mensch ursprünglich gering und unrein ist und schmerzvoll durch eine lange Kette von Seelenwanderungen zum endgültigen Ziel der Vollkommenheit taumeln muss. Dagegen vertritt die islamische Lehre, dass der Mensch rein geboren und in dem oben beschriebenen Sinn potenziell vollkommen ist." - Seite 34
"Seit unserer Rückkehr aus dem »Islamischen Staat« wussten wir: Wir müssen nach Mossul zurück."
Die Stadt war von der US-geführten »Antiterror-Allianz« in Grund und Boden gebombt worden, »befreit« worden. Doch zehn Monate später lagen in den Trümmern noch immer tote Kinder. Die »Befreier« hat das nicht interessiert. Weil es nie um Befreiung ging. Jürgen Todenhöfers neues Buch ist eine schonungslose Reportage über das wahre Gesicht unserer Zivilisation. Die Außenpolitik des Westens beruht auf einer zentralen Lüge: Seine oft terroristischen Militärinterventionen dienen nie der Freiheit und Demokratie, sondern stets ökonomischen und geostrategischen Interessen. Unter Lebensgefahr recherchierte Todenhöfer dies zusammen mit seinem Sohn Frederic in den gefährlichsten Krisengebieten der Welt. Sein Fazit: Der Westen muss die Menschenrechte vorleben, statt sie nur vorzuheucheln. Er wird sonst alle Katastrophen der Vergangenheit erneut erleben. Ein großes Plädoyer für Humanismus – das wichtigste Buch von Bestsellerautor Jürgen Todenhöfer.
Jürgen Todenhöfer ist wegen seines Engagements gegen Islamhass bei Muslimen sehr beliebt.
Er hatte allerdings vor einiger Zeit bei einigen Misstrauen erweckt, was z. B. seine Haltung zum Syrien-Krieg betrifft. Auch für mich war oft nicht klar, was genau ich nun denken soll. Da will ich aber ein Zitat aus diesem Buch sprechen lassen: „Der Hinweis auf Rebellen und andere Staaten, die angeblich das gleiche oder noch Schlimmeres tun, entschuldigt keines der Kriegsverbrechen der Regierung. Die Bilder der toten Kinder in den von ihr zurückeroberten Gebieten machen mich fassungslos. Ich gestehe, ich habe Assad diese Gnadenlosigkeit nicht zugetraut.“ - Seite 204 - Es sieht also nicht danach aus, als wäre Jürgen Todenhöfer ein Assad-Fan. Nichtsdestotrotz sehe ich seine Ansichten zu Syrien, Iran und Russland sehr kritisch. Aber vielleicht interpretiere ich auch vieles falsch. Dass Jürgen sich nämlich mit Leuten an einen Tisch setzt und mit ihnen redet, bedeutet nicht, dass er diese Leute "mag" - immerhin war er ja auch bei dem Möchtegern-Islamischen Staat und hat deren Unmenschlichkeit ausführlich in seinem Buch "Inside IS" dokumentiert (weshalb ich es nicht verstehe, warum man ihm vorwirft, er würde islamistischen Terror verharmlosen - wenn jemand davon Bescheid weiß, dann ja wohl er!).
Wie auch immer, Jürgen Todenhöfers Biographie ringt mir extrem viel Respekt ab, und ich bin ihm sehr dankbar für sein Engagement für eine bessere Welt. Seine Leidenschaft, für die Opfer der sinnlosen Kriege dieser Welt einzustehen, ist absolut authentisch. Und warum? Ganz klar, weil er immer persönlich vor Ort ist. Das ist auch das Besondere an Jürgen Todenhöfer. So berichtet er beispielsweise, wie er von den Massakern an Rohingya-Muslimen hörte und sich kurzerhand ins Flugzeug setzt, um nach Myanmar hinzufliegen. (https://en.wikipedia.org/wiki/Rohingya_genocide)
Krieg wird von Menschen hinter Schreibtischen beschlossen. Es ist Jürgen Todenhöfers Ziel, ihnen vor Augen zu führen, was Krieg wirklich bedeutet. Er vermutet, dass es daran liegen könnte, dass er die Zerstörung seiner Heimatstadt im Zweiten Weltkrieg live miterlebte. Seit seinem 18. Lebensjahr reist er durch die Welt, vor allem durch Krisengebiete. Mittlerweise ist er 80 Jahre. Seine Reisepässe dürften so manche Stempel haben.
Was vielen, auch mir, am meisten an seinen Berichten gefällt ist Jürgens kritische Haltung zur westlichen Kriegspolitik. Aber ein Anti-Amerikaner ist er deshalb sicher nicht! „Die USA sind ein tolles Land. Die Direktheit und Spontanität seiner Menschen haben mir immer gefallen. Auch die Fairness, mit der alle meine Gesprächspartner mit meiner Kritik umgingen. Viele teilten meine kritische Meinung zur Außenpolitik der USA. Manche meiner deutschen Kritiker nennen mich ‚Anti – Amerikaner‘. Meine amerikanischen Freunde und Bekannte lachen darüber. Ich auch. Ich kritisiere ja auch die deutsche Außenpolitik und bin kein Anti – Deutscher.“ (Seite 140)
Über Terrorismus, der nicht von Muslimen begangen wurde:
Er erwähnt, dass nicht nur George W. Bush seine Kriege als Gottesdienst verkaufte, so wie es jeder weiß, sondern auch der deutsche Divisionspfarrer Adolf Schettler, welcher im Jahr 1915 sagte: „Der Soldat soll tot schießen, soll dem Feind das Bajonett in die Rippen bohren, soll die sausende Klinge auf den Gegner schmettern. Das ist seine heilige Pflicht, ja, das ist sein Gottesdienst.“ [Schettler, Adolf: In Gottes Namen durch! Für die deutschen Streiter in Heer und Flotte. Leipzig 1915, S. 18]
Doch auch Winston Churchill schwärmte von „fröhlichen kleinen Kriegen gegen barbarische Völker“ (Rede von ihm am 14. Dezember 1929), als er im Mittleren Osten gegen Araber kämpfte. Er schrieb dazu übrigens auch in „My Early Life. A Roving Comission“: „Wir gingen systematisch vor, von Dorf zu Dort. Wir zerstörten die Häuser, schütteten die Brunnen zu, fällten die schattigen Bäume, verbrannten die Getreidefelder und brachen die Getreidespeicher auf.“
Er zitiert den Heiligen der katholischen Kirche, Bernhard von Clairvaux https://de.wikipedia.org/wiki/Bernhard_von_Clairvaux: Der Soldat Christi, sage ich, tötet unbekümmert, noch sicherer stirbt er. Wenn er stirbt und wenn er tötet, unterstellt er sich Christus. Denn nicht ohne Grund trägt er das Schwert: Er steht im Dienst Gottes, um den zu bestrafen, der Böses tut. [...] Durch den Tod der Heiden wird der Christ verherrlicht. [...] Die sind keine Mörder, die gegen die Feinde der Kirche kämpfen."“ - https://www.zeit.de/zeit-geschichte/2017/04/islam-mittelalter-bedrohung-feindbild
„Bartholomäus de las Casas war Augenzeuge der von den spanischen Eroberern angewendeten Methoden. Er schilderte, wie sie Indianern die Hände abhackten, wenn diese bei der Goldsuchererfolglos blieben. Wie sie Gefangenen zum Spaß den Kopf abschlugen. Er schrieb: ‚Unser Werk war es, Verzweiflung zu bringen und zu verwüsten, zu töten, zu zerfleischen und zu zerstören (...). Der Admiral war (...) so ängstlich darauf bedacht, dem König zu gefallen, dass er nicht wiedergutzumachende Verbrechen gegen die Indianer beging. (...) [Sie] ritten auf dem Rücken von Indianern, wenn sie in Eile waren (...). [...].“ (http://ciudadseva.com/texto/brevisima-relacion-de-la-destruccion-de-las-indias/?fbclid=IwAR2X3pGZz792oqN37TLAagH9KXIPdxQKB-eTI7viqW7HqlhShKSOuKWvp5c)
(Seiten 51-52)
Jürgen erwähnt, wie der belgische König Leopold II im Kongo selbst siebenjährige Kinder bis zur Bewusstlosigkeit auspeitschen ließ, denn sie hatten das Verbrechen begangen, in Gegenwart eines Weißen laut zu lachen - bestätigt wurde dies vom belgischen Richter Stanislas Lefranc. Jürgen hat selbstverständlich ein großes Quellenregister für all seine Behauptungen.
Er erwähnt, dass er selbst zur Zeit der Sowjetunion mit dem Oberbefehlshaber der sowjetischen Truppen, Generalfeldmarschall Sergei Achromejew, befreundet war und mit ihm über den sinnlosen Krieg seines Landes in Afghanistan sprach. Auch diesen Krieg hatte Jürgen in tagelangen Fußmärschen mit Blutblasen an den Füßen recherchiert.
„Der Brite James Puckle erfand im 18. Jahrhundert ein ‚Maschinengewehr‘, das man zweifach nutzen konnte. Mit runden Kugeln gegen Christen. Mit quadratischer Munition gegen ‚Heiden‘. Die quadratische Munition fühlte schreckliche Verletzungen zu. Sie war vor allem für muslimische Türken gedacht.“ (Seiten 73-74) - https://en.m.wikipedia.org/wiki/Puckle_gun
„Auch der palästinensische Widerstand bediente sich oft terroristischer Methoden. Bis heute. Einer der bekanntesten palästinensischen Terroristenführer, George Habasch, war marxistischer Leninist, aufgewachsen als griechisch – orthodoxer Christ.“ (Seite 135)
Er berichtet, wie er einmal in Gaza auf einen Trümmerhaufen stieg, auf dem besonders viel Spielzeug lag. Sein Sohn fotografierte die Szene. Daraufhin wurde ihm von seinen unzähligen Hassern vorgeworfen, er hätte das Spielzeug selbst zu den Ruinen transportiert. Dazu kann er nur sagen, dass so etwas nur Leute sagen können, die noch nie in einem Kriegsgebiet waren. “Oder die nicht wollen, dass die Wahrheit über ihre Kriege bekannt wurde.” (Seite 80)
Er erwähnt, dass die Bibel brutaler ist als der Koran: "Der deutsche Althistoriker Alexander Demandt kommentiert die Bibelmassaker mit den Worten: ‚Kriegsgräuel kennen wir natürlich auch von Griechen, Römern und Germanen; aber als Gott wohlgefällig betrachtet sie nur das Alte Testament.‘“ (S. 118-119)
Er zitiert dann brutale Stellen aus dem Alten Testament und sagt: "Das bei Pseudo – Christen beliebte Argument, das Alte Testament habe für Christen keine Gültigkeit mehr, ist unzutreffend. Das Alte Testament gilt für Christen uneingeschränkt weiter. In allen Kirchen wird regelmäßig aus ihm gepredigt. Für Jesus war das Alte Testament das einzige Buch Gottes, an das er glaubte." (Seite 119)
Er zitiert dann aber Stellen aus dem Neuen Testament: Matthäus 10:34: "Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen! Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert." Und dann Lukas 19:27 "Doch meine Feinde, die nicht wollten, dass ich ihr König werde - bringt sie her und macht sie vor meinen Augen nieder!"
Für ihn kann Terror, der von Christen begangen wird, selbstverständlich nicht mit dem Christentum gerechtfertigt werden, genauso wenig wie islamistischer Terror mit dem Islam. Er zeigt diese Verse nur auf, um aufzuzeigen, wie einfach es ist, Dinge aus einem Buch - hier, der Bibel - zu sammeln und dann zu behaupten, die ganze Religion sei boshaft, so wie es Islamhasser mit Koranversen tun.
Religionshasser kann er auch nicht verstehen: "Es gibt Stimmen, die den Monotheismus generell die Hauptschuld am Elend unserer Welt geben. Sie vergessen oder verdrängen, was in Zeiten der Herrschaft atheistischer Ideologien geschah: Sowjetkommunisten und Nationalsozialisten ermordeten jeweils über zwanzig Millionen Menschen, chinesische Kommunisten über vierzig Millionen." (Seite 120) In den Fußnoten ist dieser Link: https://www.necrometrics.com
Über den Irakkrieg:
Der völkerrechtswidrige Krieg im Irak 2003 hat über eine Million Menschen getötet und vier Millionen zu Flüchtlingen gemacht. Mittlerweile ist bekannt, dass es nie Massenvernichtungswaffen gab. Die Folge des Krieges: Terroristen schossen "wie Pilze aus dem Boden" (Seite 161). Jürgen Todenhöfer ist es wichtig, über speziell diesen Krieg zu berichten, damit niemand das Ausmaß der Unmenschlichkeit vergisst: "Ein US Offizier war ehrlicher. Er sagte: 'Es [war], wie Robbenbabys totschlagen'" (Seite 31).
„In Bagram bei Kabul ließen GIs gefangene Taliban-Kämpfer von Hunden ‚vergewaltigen‘. Nachdem man sie nackt, mit dem Bauch nach unten, auf einen Hocker gefesselt hatte. In Kandahar erstach und verbrannte ein GI sechzehn Zivilisten, darunter drei Frauen und neun Kinder. [https://www.theguardian.com/world/2012/mar/11/us-soldier-kills-afghan-civilians]. Amerikanische Kill-Teams töteten Afghanen zum Zeitvertreib und schnitten ihnen Finger als Trophäen ab. [https://www.rollingstone.com/politics/politics-news/the-kill-team-how-u-s-soldiers-in-afghanistan-murdered-innocent-civilians-169793]. Wieder andere GIs urinierten auf gefallene Taliban. Manche dieser Täter wurden verurteilt. Doch die öffentliche Empörung hielt sich in Grenzen. Was wäre geschehen, wenn Afghanen diese Taten an amerikanischen Bürgern, Frauen und Kindern begangen hätten? Oder an Deutschen? Hunderttausende Unschuldige wurden im Irak im Namen unserer ‚Werte‘ getötet. Zehntausende in Afghanistan.“ (Seiten 32-33)
„Laut dem früheren Präsidenten Bill Clinton sind die USA jederzeit zum ‚unilateralen Einsatz militärischer Gewalt’ ermächtigt, um sich den ‚ungehinderten Zugang zu Schlüsselmärkten, Energiequellen und strategischen Ressourcen zu sichern“. Selbst Jimmy Carter sah das so.“ (Seite 35)
„Laut New York Times wurden Hunderte irakische Soldaten von den US-Soldaten bei lebendigem Leib mit Bulldozern im Wüstensand begraben“ (Seiten 38-39).
„2004 fand im irakischen Falludscha eine der brutalsten Vernichtungsschlachten seit dem Vietnamkrieg da. Alle Regeln des Völkerrechts schienen aufgehoben. Die USA setzten weißen Phosphor ein. Um die Moral der Menschen zu brechen, wurde die Stadt tagelang mit dröhnender Rockmusik beschallt. Und dann von enthemmten Marines fast völlig zerstört. Unzählige Menschen wurden getötet. [...] Ich habe Falludscha danach mehrfach besucht. Und auf den Friedhöfen der Stadt viele Stunden mit trauernden Irakern verbracht.“ (Seite 76)
Wie soll man denn dann Terrorismus bekämpfen?
Laut Jürgen Todenhöfer auf Seite 295 z. B. mit Unterwanderung, Geld, Spezialkommandos und auch mit der Unterstützung der arabischen Sunniten im Irak, die seit 2003 massiv benachteiligt werden.
Natürlich gibt es keine einfachen Lösungen für komplexe Probleme. Eins ist aber klar: Bombardements bringen nichts, nur Unheil! Er fragt zurecht: "Würde der Westen, wenn es in den bayerischen Alpen ausländische Terroristen gäbe, München bombardieren lassen? Würden wir in Deutschland jemals Bomben und Raketen einsetzen, um ausländische Terroristen zu bekämpfen?" (S. 156)
Er erinnert daran, dass die Bomben, die auf afghanische Städte fielen, Osama bin Laden nichts antaten, der gemütlich auf einem Esel nach Pakistan ritt. Nur Zivilisten starben. "Erst in Pakistan konnte er ausgeschaltet werden. Zehn Jahre später. Nicht durch ein Städtebombardement, sondern durch ein Spezialkommando der Navy SEALs. Die riskierten nicht vorrangig das Leben von Zivilisten, sondern ihr eigenes. Das ist ihr Job." (S. 156)
Über den Islam:
Er zitiert aus Gustave Le Bons Werk „La civilisation des Arabes“: „Wenn man die wissenschaftlichen Arbeiten der Araber und ihre Entdeckungen studiert, sieht man, dass kein Volk derart Großes in derart kurzer Zeit produziert hat.“ (Le Bon 2009, S. 12)
Er berichtet, dass die islamischen Eroberer in der Vergangenheit tolerant gegenüber den Besiegten war. Niemand wurde da gezwungen, den Islam anzunehmen. In der Geschichte des Christentums fände man aber sehr wohl Zwangsbekehrungen, Ermordungen, Versklavungen und Vertreibungen.
"Als der arabische Feldherr und spätere Kalif Umar Jerusalem eroberte, tat er den Christen nichts an. Sie durften selbstverständlich ihren Glauben behalten. Als einige Jahrhunderte später christliche Kreuzfahrer die Heilige Stadt erobern, massakrierten sie gnadenlos Muslime und verbrannten Juden. Kreuzzüge begann damit, dass in Europa erst einmal die Synagogen brannten: in Mainz, Köln, Neuss, Xanten, Regensburg und Prag. Die muslimischen Eroberer profitierten bei vielen Eroberungen oft davon, dass ihre christlichen Gegner heillos zerstritten waren und die unterworfenen Völker tyrannisiert hatten. Die Bevölkerung empfing daher die neuen Herren, die ihren Glauben und ihre Sitten respektierten, häufig mit großer Erleichterung. Für die Sicherheit und den Frieden, die ihnen die neuen Machthaber garantierten, mussten sie eine Wehrersatzsteuer, die Dschizya, zahlen. Doch die war in der Regel niedriger als die Steuern, die ihnen vorher abgepresst worden waren. Und sie durfte die Zakat, die Armensteuer, die Muslime zu zahlen hatten, nicht übersteigen." (Seiten 101-102)
Er erwähnt, dass der erste Kalif der Muslime, Abu Bakr, seiner Armee unter der Führung von Usama Ibn Zaid befahl: "Befolgt diese zehn Ratschläge: Begeht keinen Verrat! Betreibt keine Ausbeutung! Seid nicht arglistig! Verstümmelt niemanden! Tötet keine Kinder, keine alten Menschen und keine Frauen! Vernichtet und verbrennt keine Dattelpalmen! Fällt keine nutzbringenden Bäume! Schlachtet kein Schaf, keine Kuh, kein Kamel, es sei denn zur Nahrung! Ihr werdet Menschen antreffen, die der Welt entsagt haben und in Zurückgezogenheit leben; laßt sie in ihrer Andacht in Frieden! Ihr werdet Menschen begegnen, die euch verschiedene Speisen anbieten. Wenn ihr etwas davon eßt, so sollt ihr dabei Allahs Namen aussprechen." - Link: https://en.wikipedia.org/wiki/Expedition_of_Usama_bin_Zayd
Über den jämmerlichen Versuch islamistischer Terroristen, ihren Terror islamisch zu legitimieren: "Nach der Überlieferung wurden Mohammed und seine Truppen in der Schlacht von Hunain im Jahr 630 aus einer Festung heraus mit Pfeilen angegriffen. Sie schossen mit einem Katapult zurück. Der IS argumentiert, der Prophet habe nicht gewusst, ob hinter der Festungsmauer möglicherweise ein Zivilist stehe. Daher sei das Töten von Zivilisten im Krieg erlaubt. Eine abenteuerliche Argumentation! Wie kann man aus der Beschießung einer Festung das Recht ableiten, in unseren Zeiten auf Weihnachtsmärkten bewusst Unschuldige zu ermorden? Gegenüber der Zivilbevölkerung des Westens argumentiert der IS: ‚Ihr lebt in einer Demokratie, ihr habt die Leute gewählt, die gegen uns Krieg führen. Damit seid ihr für diese Kriege mit verantwortlich. Deshalb dürfen wir euch töten.‘ Diese realitätsferne Argumentation überzeichnet die Möglichkeiten der Zivilbevölkerung in ‚repräsentativen Demokratien‘ wie in anderen Staatsformen, Kriege zu verhindern. [Anmerkung von mir: Pierre Vogel sagt das selbe; auch er hat erklärt, dass Terroristen diese dumme Logik anwenden.] Der Prophet hätte nie so argumentiert. Kaum jemand hat sich konsequenter für den Schutz Unbeteiligter im Krieg eingesetzt als er. Er befahl seinen Truppen vor jeder Schlacht: ‚Ihr sollt nicht ausbeuten, keinen Verrat begehen, kein Neugeborenes, kein Kind, keine Frau und keine Jugendlichen töten.‘ Der Prophet hat von diesem umfassenden Schutz für Zivilisten nicht einmal Angehörige seiner Feinde ausgenommen. Selbst wenn sie Einfluss auf kriegerische Entscheidungen hatten. Auf den Koran und den Propheten kann sich der IS nicht stützen, wenn sich seine Anhänger inmitten Unschuldiger Menschen in die Luft springen. Der IS weiß das." (Seite 228) - Anmerkung: Hier die Quelle für das Zitat des Propheten: https://sunnah.com/abudawud/15 Dieses Zitat ist schwach, deshalb hier ein absolut authentisches: https://abuaminaelias.com/dailyhadithonline/2012/09/17/jihad-killing-women-children - Und schaut auch mal hier vorbei: https://abuaminaelias.com/was-prophet-muhammad-a-terrorist
Über kritikwürdige Verhältnisse in islamischen Ländern schreibt Jürgen: "Vor einigen Jahren besuchte ich in pakistanischen Rawalpindi den ehemaligen Geheimdienstchef Pakistans Hamid Gul. Ich kannte ihn seit Jahrzehnten. Ich erlaubte mir daher, ihm einen Vortrag über die mangelnden Frauenrechte in den paschtunischen Regionen und über die inakzeptable Gewalt der Taliban gegenüber Zivilisten zu halten. Hamid Gul erwiderte kühl: ‚Als wir Paschtunen vor über tausend Jahren den Islam annahmen, haben wir nicht versprochen, unsere paschtunischen Sitten und Bräuche aufzugeben. Der Islam ergänzte die paschtunischen Stammesgesellschaft, aber er ersetzte sie nicht." (Seite 123)