Die Angstprediger - Wie rechte Christen Gesellschaft und Kirchen unterwandern" von Dr. Liane Bednarz
"Rabhansl: Machen wir's mal an einem religiösen Beispiel vielleicht fest: Wenn konservative Christen gegen Abtreibung sind, sind sie noch nicht rechts. Wann ist diese Einstellung rechts?
Bednarz: Genau, also gegen Abtreibung zu sein, das gilt auch für viele andere Positionen, das ist jetzt nicht per se rechts, überhaupt nicht, das ist eigentlich ein kernchristliches Thema. Es kippt allerdings, wenn es dann vermengt wird mit demografischen Erwägungen. Das sehen Sie zum Beispiel bei der AfD, die spricht sich zwar insgesamt kritisch gegen Abtreibung aus, aber kritisiert Abtreibung in ihrem Grundsatzprogramm im Zusammenhang mit der Thematisierung einer sogenannten aktivierenden Bevölkerungspolitik zugunsten der einheimischen Bevölkerung. Mit anderen Worten, man moniert die Abtreibungszahlen deshalb, weil nicht genug deutsche Kinder geboren werden. Und diese Vermischung zwischen solchen Erwägungen und der Abtreibungsfrage sprengt das Konservative, weil ein konservativer Christ keinen Unterschied machen würde in dieser Frage, ob jetzt der Embryo, der abgetrieben wird, ein ausländisches Kind geworden wäre oder eben ein deutsches"
208 Seiten
Ist bei der Seite Scribd zu lesen, wo man soweit ich weiß, einen Gratis-Probemonat bekommt. (Keine Kooperation)
Beschreibung auf https://www.herder.de/theologie-pastoral-shop/afd%2C-pegida-und-co.-gebundene-ausgabe/c-37/p-7686/ (Leseprobe dort):
Christliche Antworten auf den Angriff von Rechtspopulisten
Rechtspopulisten sind in Europa und inzwischen auch in Deutschland massiv auf dem Vormarsch. Sie bedienen sich Ressentiments und vor allem der Ängste der Menschen, um gegen Randgruppen und auch demokratische Strukturen zu hetzen. Dabei verwenden sie auch religiöse Bezüge, die sie pervertieren. Hochkarätige Autoren beleuchten Hintergründe und Entstehungsgeschichte und blicken weiter: Was müssen die Kirchen und religiösen Gemeinschaften tun, um sich nicht zu distanzieren, sondern klar Stellung zu nehmen? Und wie kann man gemeinsam den Vormarsch stoppen? Hier finden profunde Kenner deutliche Worte und bieten konstruktive Vorschläge. Konkret, entschieden und mutig. Ein Buch aus der Reihe Edition Herder Korrespondenz.
"Zu den zentralen Themen von AfD, Pegida und anderen gehört die Religion. Einerseits bezieht man sich auf das »christliche Abendland« und fürchtet sich vor »dem Islam«, den man undifferenziert wahrnimmt. Andererseits stören sich die Wortführer am Engagement der Kirchen für die Flüchtlinge im Land, die in größerer Zahl gekommen sind. In vielfältiger Weise geht es da um Religions- und Kirchenkritik. Angriff auf die Religion also? Und was ist ihm entgegenzusetzen?" (aus dem Vorwort)
Mit Beiträgen von Christian Hermes, Joachim Klose, Hans Joachim Meyer, Werner J. Patzelt, Andreas Püttmann, Karlheinz Ruhstorfer, Thomas Sternberg, Sonja Angelika Strube, Rainer Maria Woelki, Paul Michael Zulehne (Anmerkung von mir: Einfach mal googlen!)
Die Herausgeber:
Stefan Orth, Dr., geb. 1968, ist stellvertretender Chefredakteur der Herder Korrespondenz. Monatsheft für Gesellschaft und Religion. Er hat in Freiburg, Paris und Münster katholische Theologie studiert, im Fach Fundamentaltheologie promoviert und ist seit 1998 Redakteur der Herder Korrespondenz in Freiburg.
Volker Resing, geb. 1970, ist Journalist und Buchautor. Seit Oktober 2014 ist er Chefredakteur der "Herder Korrespondenz". Zuvor war Resing Redakteur der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. Seit 2002 war er als Hauptstadt-Korrespondenz in Berlin für verschiedene Tageszeitungen sowie katholische Kirchenzeitungen tätig.
Meine Meinung:
Wieder zunächst mal ein paar gute Links zu Artikeln über das Buch:
https://www.islamiq.de/2017/02/03/afd-pegida-und-co-angriff-auf-die-religion/
https://www.jesus.de/stefan-orth-volker-resing-hg-afd-pegida-und-co-angriff-auf-die-religion/
https://www.euangel.de/ausgabe-3-2017/rezensionen/afd-pegida-und-co-angriff-auf-die-religion/
Durch diese besseren Rezensionen bekommt ihr einen guten Überblick.
Auch das ist ein Buch, das radikalchristliche Islamhasser am liebsten an die Wand werfen würden. Aber sie sollten sich anschauen, wer die Artikel geschrieben hat. Soweit ich weiß, sind 5 davon Theologen.
Für mich war das Lesen des Buches ein echter Genuss.
Zitate:
Seite 43: "Noch deutlicher sticht die Wählerschaft der Afd von der aller anderen parlamentarischen Parteien ab; von CDU/CSU-Wählern übrigens keineswegs weniger als von SPD-Wählern - ein erster Hinweis darauf, dass wir es mitnichten bloß mit einer konservativen CDU oder der »CDU der Fünfzigerjahre« zu tun haben."
Seite 46: "Die Annahme, eine 10- bis 15-prozentige Daueropposition könne in demokratischen Systemen kaum etwas bewirken, ist auch deshalb falsch, weil Anhänger hoch motivierter, fanatisierter Minderheiten im Vergleich zur kognitiv moderaten, aber meist auch habituell »lauen' Mehrheit ein Vielfaches an Zeit, Geld und »Herzblut« zu investieren bereit sind."
Seite 52: "Die angloamerikanische Politikwissenschaft unterscheidet drei Dimensionen von Politik: politics, policy und polity. Sie stehen, kurz gesagt, für den Prozess, die Inhalte und die Form des Politischen. Solange die polity-Dimension, die System- und Regelakzeptanz von der AfD nicht klar und durchgehend im Sinne unseres demokratisch-rechtsstaatlichen Grundkonsenses beantwortet ist, können ihre teilweise auch für Christen verlockenden policy-Angebote - etwa zum Schutz vorgeburtlichen Lebens oder zum Leitbild der traditionellen Familie - schwerlich als Wahlargumente für sie geltend gemacht werden. Und ohne eine Fundamentalkonversion der AfD zur Menschenwürde als Dreh- und Angelpunkt der Verfassungsordnung wird man in jeder vordergründig richtigen policy immer einen Pferdefuß finden: »Lebensschützer« bringen plötzlich den Schießbefehl an der Grenze ins Gespräch oder sehen in Abtreibungen vor allem ein Demografie-Problem; Law-and-order-Vertreter lassen ihre Klientel leichtfertig mit dem Widerstandsrecht hantieren."
Seiten 86 und 87: "Kein Zweifel kann daran bestehen, dass die Kirche selbstverständlich mit aller Vehemenz die Unterdrückung und Verfolgung von Christen kritisieren und ihnen so gut als möglich Hilfe zuteilwerden lassen muss. Es ist aber eine abwegige Argumentation, Kritik an den Positionen der AfD dadurch zu kontern, die Kirche solle sich doch zuerst um die verfolgten Christen in den islamisch dominierten Ländern kümmern. Als ob sie dies nicht täte. Ebenso abwegig ist der Versuch, aus der Diskriminierung des Christentums in diesen Ländern ein moralisches Recht zur Diskriminierung von Muslimen hierzulande abzuleiten. [...] Ebenso ist die Unterstellung zurückzuweisen, die Kritik an einer pauschalen Diffamierung von Menschen und ihrer Religion rechtfertige oder verharmlose fundamentalistische oder radikal-islamistische Umtriebe hierzulande."
Klickt hier für den offenen Brief des Stadtdekans Christian Hermes: https://www.facebook.com/stadtdekanchristianhermes/posts/1282851538410753
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