16.07.2017

Warum ich mein Kopftuch liebe + vieles mehr über das Kopftuch

Die muslimische (Video-)Bloggerin Seyda hat ein Video darüber gemacht, weshalb sie ihr Kopftuch liebt! "20 GRÜNDE, WARUM ICH MEIN KOPFTUCH LIEBE":



Hier kommt ihr zu ihrem Channel:


Ich fand diese Idee sehr gut und mache mal mit!

Ich kann alles, was sie aufzählt, unterschreiben, und deshalb kommentiere ich ihre Punkte nur! :)

Zur besseren Übersicht bette ich ihr Video mal ein:



Sie hat das, was ich am Kopftuch liebe, perfekt und anschaulich zusammengefasst. Deshalb: Schaut euch ihr Video an! Ich kommentiere ihre Punkte, da mir diese Auflistung ein hilfreiches System ist bei diesem Thema! :)

Für die bessere Übersicht: Ich bin am 05.06.2010 im Alter von 14 zum Islam konvertiert und habe am 16.04.2014 im Alter von 18 das Kopftuch angezogen.


Punkt 1 - GOTTESDIENSTLICHE HANDLUNG:

Als jemand, der die ganze Zeit darüber nachdenkt, dass er nicht genug gute islamische Taten macht, ist es ein schöner Gedanke, dass ich durch das Aufsetzen des Kopftuchs jeden Tag welche mache, vorausgesetzt, ich verlasse das Haus.


Punkt 2 - POSITIVER EINFLUSS:

Wenn du höflich zu jemandem bist, denkt man sich "Oh, vielleicht ist der Islam doch nicht so blöd", und wenn du gemein bist, geschieht das Gegenteil. Ja, das ist irrational, denn der Islam ist nicht, was Muslime tun, sondern was sie tun sollen. Aber so ist es nun mal.

Ich finde es gut. Es motiviert mich, ein freundlicher und guter Mensch zu sein. Man versucht, sich immer gut zu benehmen. Eigene Erfahrungen werden immer immer immer mehr wiegen als Berichte in den Medien. Gäbe es nun auf einmal Hetze gegen Leute aus Bayern, würde es mich nicht beeinflussen, egal wie professionell sie wäre. Weil ich in meinem persönlichen Leben gute Erfahrungen habe mit ihnen. Diese Hetze würde mich einfach niemals interessieren.


Punkt 3 - VERANTWORTUNG >> MEHR BEMÜHUNG ZU GUTEM HANDELN:

Das resultiert aus Punkt 2 und stimmt auch.


Punkt 4 - TÜR ZUM DIALOG:

Die Frage "Wieso trägst du das Kopftuch?" öffnet die Tür zu sehr viel Dawa (Ruf zum Islam). Ich liebe es, über meine Religion zu reden, und mein Kopftuch (besonders in Verbindung mit meinem westeuropäischen Aussehen) hilft mir da sehr.


Punkt 5 - SICHTBARKEIT VON "ISLAMOPHOBEN":

Würde ich kein Kopftuch tragen, dann würde niemand wissen, dass ich Muslima bin. Und ich könnte es niemals ertragen, mir selbst Fragen stellen zu müssen wie "Wäre diese nette Kassiererin eben auch nett zu mir gewesen, wenn sie von meiner Religion gewusst hätte?"

Wenn ich dann super Kontakt zu Nichtmuslimen habe, denke ich mir immer "Die wissen, dass ich Muslima bin. Und sie mögen mich 'trotzdem'". Das stärkt dann immer meinen Optimismus und gibt mir ein tolles Gefühl.

Auch ich habe durch das Aufsetzen des Kopftuchs Bekannte verloren - aber nur Bekannte, von daher. Sehr guter Filter für Islamophobe, das ist wahr!


Punkt 6 - DIVERSITÄT:

Ja, das auch. Ich liebe kulturelle Vielfalt.


Punkt 7 - ERSPARUNG VON ERKLÄRUNGEN:

Ja, das stimmt.


Punkt 8 - GEMEINSCHAFTSGEFÜHL:

Das ist echt schön. Das Kopftuch identifiziert einen als Muslima. Wenn ich mit Flüchtlingsfrauen zu tun habe, welche kein Kopftuch tragen, weiß ich nicht, ob sie Muslimas sind und stresse mich dann sehr. "Oh, soll ich jetzt 'Salam Aleykum' sagen? Nur weil jemand aus einem islamischen Land kommt, ist derjenige ja kein Muslim. Rassistisches Stereotyp. Aaah. Und was ist, wenn das verfolge Christen sind, dann fühlen die sich ja besonders diskriminiert durch meine Annahme, sie wären Muslime... Ach..." - Doch bei einer Kopftuchträgerin ist die Sache klar: "Asalam Aleykum!"

Das Gemeinschaftsgefühl gefällt mir auch sehr. Da kann man im tiefsten Bayern auf dem Bürgersteig hocken und Schnecken von eben diesem auf Grasflächen befördern, damit sie nicht zertreten werden, und kann plötzlich hinter einem ein lautes "Salam Aleykum!" vernehmen - von einer Schwester, die mit dem Auto vorbeifährt. Ich liebe das.


Punkt 9 - VORSICHTIGERES VERHALTEN SEITENS MÄNNLICHER PERSONEN:

Genau!


Punkt 10 - SCHUTZ VOR "SCHLECHTEN GEDANKEN":

Keine sexuellen Gedanken von Männern - genau das. Oft denken die Leute, man wolle mit dem Kopftuch sexuelle Belästigung oder gar Vergewaltigungen vermeiden. Das ist Schwachsinn. Es geht tatsächlich um sexuelle Gedanken und Fantasien, und diese sind nichts, wofür sich ein Mann bewusst entscheidet - Sexualstraftaten allerdings schon, zu denen sexuelle Belästigung gehört (und deshalb sind für diese ausschließlich die Täter verantwortlich). [Der Islam verbietet sexuelle Belästigung oder Vergewaltigung von freizügig gekleideten Frauen: derperfekteislam.de - Alles, was südländisch aussehende Leute tun, ist islamisch (Kölner Silvesternacht und Co.)]

Es hat lange gedauert, bis ich verstanden habe, dass Männer eine schöne Frau anders wahrnehmen als ich es tu. Ich bewundere die Schönheit von Popstar XY, aber bei Männern ist immer auch eine sexuelle Komponente da.

Männer weltweit glauben es zwar nicht wirklich, aber der Großteil der Frauen macht sich tatsächlich für sich selbst schön. (Oder weshalb wollen sich 4-jährige kleine Mädchen schön machen?) Wenn man überhaupt jemanden beeindrucken will, dann eher andere Frauen, denn der Durchschnitts-Mann weiß eine perfekt abgestimmte Armbandkombination sowieso nicht zu schätzen. Selbst die Frau da draußen mit Hot Pants trägt das nicht, um Männer zu reizen. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir Frauen grundsätzlich sehr naiv sind, wenn es um unsere Wirkung auf Männer geht. Man muss nicht aussehen wie ein Hollywoodstar, um Männern auf sexuelle Weise zu gefallen, und man muss auch nicht sehr freizügig herumlaufen, damit das geschieht. Und ja, das kann sehr selten vorkommen, dass man als Frau in fremden Männern Fantasien reizt. Doch für eine Frau mit Kopftuch wäre einmal in 10.000 Fällen zu viel.

Es ist mir unangenehm, wenn sich Männer darüber beschweren, dass man ihnen mit dem Kopftuch angeblich unterstelle, lüstern zu sein. Als Muslim leugnet man nicht die gegenseitige sexuelle Anziehungskraft der Geschlechter und betrachtet sie als logisch und natürlich - und nicht als etwas, das nur "Perverse" haben. Männer sind also keine Perverse, sondern einfach Menschen. Ist es etwa eine Beleidigung der Frau, dass auch der muslimische Mann sich nicht freizügig kleiden darf - etwa durch kurze Shorts?! Und dass der Oben-Ohne-Look auch nicht einfach so geht für Männer? Mehr dazu weiter unten!






http://thedudesociety.com/2011/04/check-out-girls-without-getting-caught


Ich hab schon mal gehört: "Hört auf, ganz normale Körperteile zu sexualisieren!" Ich habe sogar schon mal von Feministinnen gehört, dass es unfair sei, dass Männer oben ohne herumlaufen dürfen und Frauen nicht. Brüste seien ja ein stinknormales Körperteil, das man nicht "sexualisieren" sollte. Ist klar. Achja, mein Favorit bei den ganzen "Was für Kleidung Jungs an Mädchen mögen und hassen!"-Reihen in Teeniezeitschriften war übrigens: "Maxi-Röcke. Da kann man die Beine nicht sehen." - Das tut mir aber leid!


Punkt 11 - ES IST SOOOOO BEQUEM!:

Joa, das stimmt auch schon.


Punkt 12 - WARM IM WINTER UND IM SOMMER?:

Im Winter keine Ohrenschmerzen. Im Sommer keinen Sonnenbrand. :D Ich hasse Hitze, aber ich weiß einfach: Würde ich meine islamische Kleidung in der Hitze ablegen, dann würde ich weiterhin wegen der Hitze leiden - Kleidung hilft da nämlich nur ein ganz kleines bisschen.


Punkt 13 - "FASHIONKONFORM":

Obwohl es für uns Muslimas eher gilt, dass wir die Liebe zur Mode und zum "Sich schön machen" daheim ausleben (und dafür dort auch schon mal sehr exzessiv!), gibt es tatsächlich schöne muslimische Mode zu kaufen. Man muss nur darauf achten, dass die islamrechtlichen Bedingungen für den Hijab erfüllt sind. Außerdem denke ich manchmal bewusst an die Tracht von Nonnen - wie weit sie ist, und wie wenig bunt, und wie ich sie schon immer bewundert habe, auch als Kind. Wenn ich mir Nonnentrachten vor Augen halte, dann erinnere ich mich dadurch bewusst daran, was der Sinn der Bedeckung ist. Dann reduziere ich etwas mehr den "Style".

Dennoch habe ich hier großartige Beispiele für (fast immer) islamkonforme Mode:



SEHEN DIESE FRAUEN UNGLÜCKLICH AUS? UNTERDRÜCKT?


Punkt 14 - NO BAD HAIR DAYS:

Das. ist. allerdings. wahr.


Punkt 15 - TELEFONIEREN:

Das habe ich noch nie gemacht, haha.


Punkt 16 - STÄRKUNG DER EHE:

Das kann ich mir gut vorstellen.


Punkt 17 - STÄRKUNG DES SELBSTBEWUSSTSEINS:

Es ist der 16. April 2014. Ich flüchte heulend zu der Oma meiner Cousine, die in der Nähe wohnt. Ich erzähle ihr davon, dass ich das Kopftuch tragen möchte, doch dass mir meine Eltern es unter Drohungen verbieten. Ich habe Angst. Doch ich bin etwas stolz, denn heute bin ich zum ersten Mal mit Kopftuch durch die Gegend gelaufen - der Fußweg zu der Oma, welche ich manchmal einfach als Tante bezeichne, obwohl sie es nicht ist. Nachdem ich ihr meine Konvertierung zum Islam erkläre, erzählt sie mir stolz, dass auch sie einen Muslim kennt: den Rapper Bushido. Sie erzählt mir, dass sie ihn im Fernsehen gesehen hat und sogar weiß, dass er mit Sarah Connors Schwester verheiratet ist. Ich muss darüber lachen, wie süß sie ist und vergesse kurz den Schmerz.

Sie hat mich verteidigt bei ihnen, das werde ich nie vergessen - möge Allah سبحانه و تعالى sie rechtleiten.

Nachdem ich monatelang meine besten Argumente und Verhandlungsstrategien rausgekramt habe und erkannt habe, dass es nichts bringt, wusste ich: Du musst es einfach gegen deren Willen tun. Setze dich durch. Was wollen sie tun, wenn das Grundgesetz auf deiner Seite ist? Aber es war hart. Sehr hart. Es war eine schlimme Zeit, aber da muss man durch. Denn irgendwann werden sie resignieren, aufgeben. Und die heutige Situation verglichen mit der damaligen ist so wie Tag und Nacht.

Es hat mich emotional sehr gestärkt, dass ich für mein Kopftuch gekämpft habe. Ich weiß jetzt, dass man mit einem starken Willen alles erreichen kann. Man braucht in dieser Welt einen Willen, mit dem man durch Wände rennen kann. Und wer ein Problem mit dir hat, der kann nachhause gehen. (Ich rede wie Pierre Vogel, haha - was allerdings passt, da Allah سبحانه و تعالى mir diese Stärke unter anderem durch Pierre Vogels Videos gegeben hat!) - Und wenn mich jemand Fremdes böse anstarrt, muss ich lachen. What you gon do bout it? KLICK und KLICK


Punkt 18 - STÄRKUNG DER IDENTITÄT:

Ich stimme zu und dieser Punkt bedeutet mir viel. Wieso? Ich erkläre es.

Wie wir alle wissen, ist man als Teenager oft unschlüssig darüber, wer man ist oder wer man sein möchte. Mittlerweile bin ich 21 Jahre alt und es tut gut, endlich klar zu sehen. Ich weiß seitdem ich 14 bin, dass ich Muslima bin. Doch das bedeutet nicht, dass ich nicht trotzdem hin und wieder in einer Identitätskrise war.

Was den Islam betrifft, so habe ich mich manchmal zwischen Welten zerrissen gefühlt, und nichts verdeutlicht diese Tatsache besser als zu erwähnen, dass ich ein riesengroßer Fan von Melodic Death Metal, und generell Metal, war. Meine Lieblingsbands waren Nightwish und Children of Bodom und ich rauchte gerne beim Hören der Musik. Die Subkultur "Metal" an sich mit ihrem Lebensgefühl lag mir sehr am Herzen. Man denkt sich: Wie passt das zusammen? Metal ist hier nur ein Beispiel. Auch generell fühlte ich mich zwischen Welten zerrissen, denn ich wollte Schauspielerin werden. Dieser Berufswunsch von mir war sehr viele Jahre alt und resultierte aus meiner Liebe für Geschichten.

Der Islam hat sich nie fremd für mich angefühlt, aber meine Jahiliyya (= unislamische Zeit vor dem Islam) leider auch nicht. Ich fühlte irgendwie: Ich bin beides, und zwar jeweils zu 100 %. Ich habe mir gewünscht, dass es weniger "Regeln" im Islam gibt, damit ich das beides besser kombinieren könnte - denn Musik ist verboten, das wilde "Rocker-Leben" ist verboten, Rauchen ist verboten und Schauspielerin darf man auch nicht werden, da man dann kein Kopftuch tragen würde. Ich versuchte nicht, mir einzureden, dass es diese islamischen Regeln nicht gäbe, denn ich wusste einfach immer, dass das nicht zusammenpasst. Zerknirscht habe ich das oft verdrängt.

Mit der Zeit wurde alles besser bei mir. Ich wurde besser. (Deshalb bin ich überzeugt davon, dass es bei meinen Geschwistern, denen es vielleicht ähnlich ergeht, auch so kommen wird. Den Islam zu praktizieren, das ist nun mal eine echte Verwandlung, die kann schwer über Nacht kommen. Ich habe mal gelesen: Besser, man ist ein Langstreckenläufer, der langsam geht, aber dafür weit kommt, als einer, der extrem schnell rennt und nach 2 Kilometern in Ohnmacht fällt. Unterschätzt nicht die Wirkung der Zeit!)

Außerdem weiß ich nun: Wenn man die unislamische "Welt" in den Müll wirft, wie bei mir mein Dasein als "Metaller" und den Wunsch, Schauspielerin zu werden, hat man nicht das Gefühl, dass einem ein Teil der Identität gestohlen wurde - alles fügt sich letztendlich. Man fühlt sich so, wie man selbst. Es ist echt wahnsinnig schön. Meine Liebe zu Geschichten lebe ich nun mit einem extrem großen Bücherregal aus. Ich liebe Geschichten so sehr, aber offenbar habe ich vergessen, dass man diese sowieso mehr durch Bücher "leben" kann als durch Filme oder das Theater.

Was hat das mit dem Kopftuch zu tun? Naja, ich dachte mir irgendwann jedenfalls "So geht das nicht weiter". Ich habe das Kopftuch im April 2014 aufgesetzt, weil ich mich bewusst für Allah und gegen meine Jahiliyya entschied! Das war mein Symbol dafür.

Mein Aufsetzen des Hijabs war für mich eine Art Commitment (es gibt meiner Meinung nach keine passende Übersetzung dafür, sorry), so nach dem Motto "Oh Allah, ich werfe meine unislamische Welt für Dich in den Müll".

Das war schwer, anstrengend und schmerzhaft. Doch sobald es geschah, fühlte es sich großartig an. Und es fühlte sich, wie bereits erwähnt, nicht so an, als würde ich einen Teil von mir aufgeben. Alles fügte sich. Und das hätte ich nicht gedacht. (Wobei man natürlich trotzdem hin und wieder Nostalgie verspüren kann. Denk dir in so Momenten: Anderen Muslimen geht es auch so!)

Deshalb liebe ich meinen Hijab so. Weil es ein islamisches Symbol ist. Ein Symbol für die Welt, für die ich mich entschieden habe.

(Das gilt nur für mich und soll nicht bedeuten, dass man als Muslima ohne Kopftuch nicht den Islam als Lebensweg Nr. 1 betrachtet! Das Kopftuch ist ein winzig-winzig-winzig-kleiner Teil des Islams und nicht im geringsten so relevant wie es die Nichtmuslime die ganze Zeit darstellen. Es ist eine religiöse Pflicht und nichts mehr. Es ist nicht das Symbol des Islams schlechthin. Es ist halt einfach nur mein ***persönliches*** Symbol für den Islam gewesen.)

Wer meinen Weg zum Islam-Artikel kennt, weiß, dass ich schon immer eine Faszination für das Kopftuch hatte. Ich habe schon immer Frauen nachgestarrt, die eines trugen. Ich habe es von Anfang an geliebt, eines zu tragen. Ich hatte nie das Gefühl "Das bin ich nicht", wenn ich ein Kopftuch aufsetzte. Ich wollte aber auch nicht zu der Jahiliyya Tschüss sagen. Ich wollte beides, wie schon erwähnt.


Punkt 19 - UNABHÄNGIG UND FREI!:

Schönheitsidealen kann man meiner Meinung nach auch als Muslima nicht ganz entgehen. Aber dafür der Objektifizierung und der Sexualisierung.

Es gibt keinen krasseren Gegensatz zu sowas als die islamische Kleidung:


Und Feministinnen, die so etwas wie eben verlinkt kritisieren und im nächsten Atemzug Toleranz für Webcam-Mädels fordern, werde ich niemals ernst nehmen. Entscheiden! Entweder ist die Objektifizierung der Frau zum Sex-Objekt schlecht oder nicht schlecht.

Für Muslime ist Sexualität nicht böse (so wie im Katholizismus - Die Frage "Werden Frauen als schlimme Versuchung betrachtet, die der spirituellen Beziehung zu Gott im Weg steht?" fragt man komischerweise nie Leute, die das katholische Zölibat verteidigen), sondern schlicht privat.


Punkt 20 - INNERES > ÄUßERES:

"Du bist eine Seele, ein Verstand, ein Diener Gottes. Und dein Wert ist definiert durch die Schönheit von dieser Seele, diesem Herzen, diesem moralischen Charakter." - Yasmin Mogahed, hier

Es gibt eine spezielle "Liste" von Personen, denen man sich als Muslima ohne Kopftuch/islamische Kleidung zeigen darf. Vereinfacht: Ehemann, enge Familie, Freundinnen. Mir ist einmal das offensichtliche aufgefallen: All diese Leute kennen einen persönlich. Kennen das Innere. Und deshalb reduzieren sie dich nicht, wenn sie dein schönes Äußeres sehen. Denn sie kennen auch deinen Charakter, deine Persönlichkeit, deine Interessen, deine Talente.

"Just because someone desires you, it does not mean they value you."




Mein allererstes Kopftuch. Heimlich gekauft auf einem türkischen Markt in Köln. Ich war 12 oder so. (Da war ich noch keine Muslima und wusste überhaupt nichts über den Islam - nur, dass ich kopftuchtragende Frauen sehr schön und faszinierend fand!)

Dieser Artikel hier erinnert mich grad irgendwie an diesen hier: derperfekteislam.de - Warum ich den Islam liebe


Video zum Thema




Die Kleidungsvorschrift für die Männer

Es geht bei den islamischen Kleidungsvorschriften schlicht um die Tatsache, dass außereheliche Beziehungen eine sehr große Sünde im Islam sind. Deshalb müssen sich beide Geschlechter "bedeckt" zeigen. Männer auch.

Auch Männer haben einen "Schambereich", genannt "Awrah", den sie bedecken müssen. Sie dürfen niemals den Bereich zwischen Bauchnabel und Ende des Knies zeigen (und müssen außerdem einen Bart tragen). Somit dürfen Männer nicht mal ins Schwimmbad gehen.

Des Weiteren wurde über den Propheten Muhammad صلى الله عليه و سلم überliefert, dass er niemals oberkörperfrei vor Frauen herumlief, beziehungsweise sich direkt anzog, wenn Frauen in die Nähe kamen. Leider habe ich gerade keine Quelle. Zu enge Hosen sind auch nicht empfohlen für Männer. Was sagen wir nun dazu? Sind Frauen böse Monster, die sich nicht beherrschen können? Nein. - Genau solche Argumentationen gibt es allerdings immer.

Zu Umars رضي الله عنه Kalif-Zeiten versuchte dieser, den damals schönsten Mann in Medina mit verschiedenen Tricks unattraktiver zu machen, damit die Frauen es leichter hatten und nicht mehr dauernd von ihm träumten. Letztendlich hat er ihn dann "rausgeschmissen". Hätte er das mit einer zu attraktiven Frau gemacht, würden die Islamhasser heute dauernd diese Geschichte erzählen. Die ganze Geschichte ist auf Englisch mit Quellenangaben hier zu lesen: thesalafifeminist.blogspot.de/2015/01/on-handsome-men-womens-desire-umar-ibn.html

Der Prophet Yusuf (Josef) عليه السلام war so attraktiv, dass er sein Gesicht verdecken musste, weil die Frauen ständig von ihm schmachteten.

Quran: "Als sie ihn sahen, bestaunten sie ihn und schnitten sich (dabei) in die Hände und sagten: ”Allāh bewahre! Das ist kein Mensch, das ist nichts als ein edler Engel.“" (12:31)

Ibn Kathir berichtet in seinem Werk "Die Geschichten der Propheten" (Seite 217 der deutschen Übersetzung), dass Ibn Mas'ud sagte: "Yusufs Gesicht war wie ein Blitz, und wenn immer eine Frau aus irgendeinem Grund zu ihm kam, verdeckte er sein Gesicht."

Sind Frauen böse perverse Monster? Nein, aber als ehrenwerter Gesandte Gottes hat er verstanden, wie wichtig es ist, nicht nur die Unzucht zu vermeiden, sondern auch jeden Weg, der auch nur ansatzweise in diese Richtung führen könnte.


Was ist Schamhaftigkeit?

Oft wird es mit Ekel verwechselt. Tatsächlich finden viele Leute, dass sich die Muslima, die sich gerne bedeckt, für ihre Weiblichkeit schämt. Doch das ist eine komplett falsche Vermutung. Schamhaftigkeit ist einfach, dass man seine Körperteile als "privat" betrachtet.

Die meisten Leute würden sich schämen, nackt auf der Straße herumzulaufen. Würde man von ihnen denken, dass sie ihren Körper ekelhaft finden und sich für ihn schämen? Nein, man würde denken, diese Person betrachtet seine Nacktheit als "privat". Und bei Muslimas sind es eben noch mehr Körperteile, die als "privat" betrachtet werden.

Als ich in der 5. Klasse zum Schwimmunterricht gezwungen wurde, obwohl ich mich im Badeanzug sehr unwohl fühlte, fühlte ich mich nicht nur als Mensch, sondern auch als Frau unterdrückt. Ich wurde immer zum Schwimmunterricht gedrängt, auch in den weiteren Klassen. Es passt vielen Menschen nicht ins Weltbild, dass es für ein Mädchen ein Alptraum sein kann, sich so zu zeigen. Man denkt dann automatisch, das Mädchen fühle sich im eigenen Körper unwohl, oder fühle sich dick. Oder habe ein Problem mit der eigenen Weiblichkeit. Bei mir war es zwar nicht so, aber selbst wenn, was dann? Muss man sich rechtfertigen, wenn man seinen Körper nicht zeigen will?

Aber angeblich wollen die Muslimas ja mit schwimmen, doch es wird ihnen von den superbösen Eltern verboten. Falsch. Auch wegen den vielen Kindern und Jugendlichen, die sich wegen ihres Körpers schämen, weil sie vielleicht übergewichtig sind, bin ich strikt gegen den Schwimmzwang an Schulen und betrachte ihn als Nötigung, so wie jeden Zwang ohne Notwendigkeit. Ich sehe nicht die Notwendigkeit, dass Schüler ihre Schwimmtechniken perfektionieren. Es wird ja so getan, als laufe man ständig Gefahr, zu ertrinken, weil jederzeit eine Riesenflut von Himmel fallen könnte.

Ich hatte bereits im Kindergarten ein Schamgefühl und habe so gelitten, als wir auf der "Klassenfahrt" alle zusammen duschen mussten. Zwar mit getrennten Geschlechtern, aber dennoch. Die Blicke der anderen Mädchen sagten mir, dass ich nicht die einzige war, die sich schämte. Ich bezweifle, dass jeder einzelne von uns Kindern von den Eltern die Botschaft bekommen hat "Schäm dich für deinen Körper, er ist ekelhaft". Dies sagt mir, dass Schamhaftigkeit natürlich ist.

1 Kommentar:

  1. Carolin31.7.17

    Liebe Rebecca Shahida Mariam,

    Ich bin auf deinen interessanten und sehr informativen Blog bei der Recherche für meine Masterarbeit in Islamwissenschaften, die sich mit Selbstdarstellung und Aufbrechen von klassischen Rollenmustern von Muslimat im Internet beschäftigt. Dafür schaue ich mir verschiedene Blogs deutschsprachiger Muslimat an, die sich auf ihren Blogs oder Facebookseiten mit dem Islam, insbesondere der Salafiyya beschäftigen. Zusätzlich möchte ich aber auch den Autorinnen dieser Blogs die Gelegenheit bieten selber zu Wort kommen und ihnen einen Fragebogen zukommen lassen. Wenn du bereit wärst ein paar Fragen zu beantworten oder näheres zu erfahren schreib mir gerne unter MA-Islamwissenschaften@web.de . Deine Antworten dienen einzig meiner wissenschaftlichen Arbeit und werden absolut vertraulich behandelt werden.

    Wenn du Interesse hast, würde ich mich sehr freuen!

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