Meine Religion macht mich zu einem besseren Menschen.
"Religion changes you." - Rebecca Shaheeda
Los geht's.
Was ist Vergebung?
Die islamische Sicht für Vergebung von Gott ist so definiert, dass die Sünde durch Vergebung komplett ausgelöscht wird. Die Vergebung von Gott ist hier nicht das Thema, mehr dazu hier und hier und hier, aber ich finde, es sollte auch bei zwischenmenschlicher Vergebung so sein. Damit meine ich, dass es mir nichts bringt, wenn man sagt "Ich verzeihe dir", und tief im Innern hat man noch Groll. Ich hasse das. Für mich bedeutet das Verzeihen, dass man die Tat des anderen als etwas betrachtet, das mit Wasser weggespült wurde. Es ist verständlich, dass man vielleicht nicht so tun kann, als wäre die verletzende Tat nie geschehen, aber man sollte dem anderen zu 0 % mehr böse sein, wenn man sagt "Ich habe dir verziehen". Nur das ist meiner Meinung nach ehrlich. Es ist nicht schwer, einen Satz zu sagen. Okay, für manche vielleicht schon. Doch die Vergebung sollte im eigenen Herzen stattfinden und aufrichtig sein.
Wie stehst du zum Thema Vergebung? Bist du nachtragend? Ich rede jetzt nicht über Themen wie den Geburtstag der besten Freundin vergessen, sondern richtig schlimme Dinge. Und da, muss ich sagen, war ich mein ganzes Leben lang gnadenlos. Auch dann, wenn man sich bei mir entschuldigt und um Vergebung gebeten hat. Ich... hatte immer einen Kampf mit mir selbst. Mein Herz hat immer "Ja" gesagt, "Ja, ich vergebe dir". Es hatte sogar Mitleid mit der Person mit schlechtem Gewissen, da sich ein schlechtes Gewissen unangenehm anfühlt. Aber da war ein Teil in mir, der mein Herz zum Schweigen bringen wollte. Für mich hat es nämlich immer bedeutet, dass es Verrat an mir selbst gewesen wäre. Verrat an meinem Vergangenheits-Ich, das so stark wegen einer Person gelitten hat, und sich heulend dachte "Das werde ich niemals verzeihen."
Trotzdem wusste ich tief in mir drin irgendwie immer, dass das meinem Wunsch, ein "guter Mensch" zu sein, irgendwie widerspricht. Denn ein guter Mensch ist voller Güte. Ergibt sprachlich gesehen auch irgendwie Sinn. Auch meine Tendenz zur Rachsucht widerspricht dem Konzept des "guten Menschens" sehr. Und oh ja, Rache... Ich habe es geliebt. Ich wollte immer bestrafen. Hart. Es hat mich nie glücklich gemacht. Aber ich habe mich dazu gezwungen, aus dem selben Grund, weshalb ich mich zum Nachtragen gezwungen habe. Und wenn ich keine Wege für Rache gefunden hatte, betrachtete ich mein nachtragend sein als eine Art Rache.
Schon als Kind hatte ich irgendwie eine krankhafte Einstellung dazu. Als ich mir einmal meine damalige Lieblingssendung "Full House" ansah, kochte ich vor Wut, als ich gesehen habe, wie Stephenie ein Mädchen, das sie mal mobbte, tröstet, als es anfängt, zu weinen, und dass sie dann Freunde wurden. Vergebung habe ich immer belächelt.
Ich versuchte immer, meine Position mir selbst gegenüber zu rechtfertigen. Wenn eine Person Allahs سبحانه و تعالى Allvergebung erwähnt hat, wenn sie die Menschen zur Vergebung animierte, dachte ich immer "Nope! Kein stichhaltiges Argument, denn wir Menschen sind Allah سبحانه و تعالى nicht mal ansatzweise ähnlich!" Doch dann... Dann hörte ich mir einen Vortrag von Yasmin Mogahed an. Unserer US-amerikanischen Schwester mit Uni-Abschluss in Psychologie. Und erfuhr eines der zwei Argumente, die meine Position des Grolls und des Nachtragens persönlich ins Wanken brachten. Und zwar gewaltig.
1. Argument für Vergebung:
Sie sagte sinngemäß: "Wer sind wir, dass wir Vergebung ausschlagen, nur weil jemand unsere Rechte missachtet hat? Missachten wir nicht auch ständig Allahs سبحانه و تعالى Rechte? Und wer sind wir im Vergleich zu Ihm?"
Bämm, das saß. Jazakallahu khairan, Yasmin. (Möge Allah سبحانه و تعالى dich mit Gutem belohnen, Yasmin.)
Seitdem weiß ich: Wer nachträgt, ist hochmütig. Meine Entschlossenheit, nicht zu vergeben, resultierte aus dem Gedanken: "Wie kann man es wagen, MICH zu verletzen? MICH?"
Darüber lohnt es, nachzudenken.
2. Argument für Vergebung:
Das zweite Argument fürs Vergeben hört man öfter, aber es wird nichts in einem bewegen, wenn man es nicht zulässt, selbstkritisch darüber nachzudenken.
Du hast auch schon Menschen verletzt!
Nicht mal das erste Argument für Vergebung hat so viel in mir bewegt wie dieses hier. Es ist wahr. Ich habe auch schon Menschen verletzt. Nicht nur damit, dass ich ihren Geburtstag vergessen habe. Ich habe schlimmes getan. Mir wurde übrigens nicht vergeben, aber das will ich jetzt nicht als weitere Ausrede für das nachtragend sein nehmen.
Um ehrlich zu sein, wenn ich so drüber nachdenke... Fast alles, was ich schon einmal anderen vorgeworfen habe, habe ich schon mal selbst anderen Menschen angetan.
Das sich einzugestehen, das sitzt. Bämm.
Und bin ich ein wertvollerer Mensch als die Menschen, denen ich das angetan habe? Weshalb genau sollte mein Schmerz mehr wiegen?
Hochmut war der Grund, weshalb Iblis (der Teufel) verdammt wurde.
Ja okay, ich weiß, dass das kleine Baby nur verschlafen guckt. Ich bin so gemein. :D
Die Vergeltung für eine Übeltat soll ein Übel gleichen Ausmaßes sein; dessen Lohn aber, der
vergibt und Besserung bewirkt, ruht sicher bei Allāh. Wahrlich, Er liebt die Ungerechten
nicht. (42:40) Jedoch trifft kein Tadel jene, die sich wehren, nachdem ihnen Unrecht
widerfahren ist. (42:41) Tadel trifft nur solche, die den Menschen Unrecht zufügen und auf
Erden ohne Rechtfertigung freveln. Ihnen wird eine schmerzliche Strafe zuteil sein. (42:42)
Und wahrlich, wer geduldig ist und vergibt - das ist gewiss eine Tugend der Entschlossenheit
in allen Dingen. (42:43)
dailyhadith.abuaminaelias.com/2016/11/02/hadith-on-forgiveness-forgive-the-oppressor-be-good-to-the-wrongdoer/
Bitte beachten, dass ich die Übersetzung von mir selbst vom Englischen ins Deutsche "der sich von dir abwendet" nicht zu 100 % richtig finde. Schaut hier für das arabische Original: klick.
Vom Englischen ins Deutsche übersetzt von hier: klick. Dort gibt es alles auch in arabischem Original und noch mehr, z. B. einen Hadith, der den Gesandten Allahs صلى الله عليه و سلم ähnlich beschreibt wie Aisha رضي الله عنه es in einem der Hadithe oben tut.
Hier noch eine paar Quranverse:
- "Nichts Gutes ist in vielen ihrer geheimen Besprechungen, es sei denn, jemand ruft zur Mildtätigkeit auf oder zur Güte oder zur Versöhnung unter den Menschen..." (4:114)
- "... denn die Versöhnung ist vorzuziehen..." (4:128)
- "So fürchtet Allah und verfahrt friedlich miteinander..." (8:1)"
- "Die Gläubigen sind doch Brüder, darum stiftet Frieden zwischen euren (zerstrittenen) Brüdern." (49:10)
- Tafṣīr Ibn Kathīr zu Quranvers 13:22: und es sind jene, die [...] und das Böse durch das Gute abwehren - diese sind es, denen der Lohn der Wohnstatt zuteil wird (13:22): "Das bedeutet: Wirke dem Bösen mit gutem Benehmen entgegen. Wenn dich jemand verletzt, entgegne seinen Schaden mit guter Geduld, Nachsicht, Vergebung und Barmherzigkeit."
Jetzt noch ein Zitat von Umar ibn al Khattab رضي الله عنه, auch von dort übersetzt:
Oabisa ibn Jabir رضي الله عنه berichtete: Umar ibn al Khattab رضي الله عنه sagte: "Wer auch immer keine Barmherzigkeit zeigt, wird keine Barmherzigkeit bekommen. War auch immer nicht anderen vergibt, wird keine Vergebung bekommen. Wer auch immer andere nicht entschuldigt, wird auch nicht entschuldigt. Wer auch immer nicht andere beschützt, wird nicht beschützt werden." (Al-Adab Al-Mufrad 366, Grade: Hasan)
Dazu fand ich noch diese Überlieferung über Umar ibn al Khattab رضي الله عنه:
Ibn Abbas رضي الله عنه berichtete: Ein Mann kam zu Umar und sagte: "Oh Sohn Khattabs! Du gibst uns nicht genug und bist nicht gerecht zu uns!" Umar wurde wütend und war kurz davor, ihn zu schlagen, als Al-Hurr sagte: "O Führer der Gläubigen, Allah sagt zu Seinem Propheten صلى الله عليه و سلم: 'Zeig Vergebung, gebiete das Gute und wende dich von den Ignoranten ab.' (7:199). Wahrlich, dieser Mann ist ignorant." Ibn Abbas رضي الله عنه sagt: "Bei Allah, Umar wurde ruhig, als dieser Verse über ihm rezitiert wurde. Er hat sich immer strikt an das Buch Allahs gehalten." (Sahih Bukhari 4366, Grade: Sahih)
Der Gesandte Allahs صلى الله عليه و سلم saß mit einer Gruppe der Gefährten in der Moschee und sagte: "Jetzt wird gleich ein Mann hereinkommen, der von den Leuten des Paradieses ist.", und ein Gefährte kam herein. Später passierte es wieder und dann ein drittes mal. Abdullah ibn Amr ibn al-'ass رضي الله عنه wollte herausfinden, was so besonders an diesem Mann war, also fragte er ihn, ob er drei Tage lang bei ihm im Haus bleiben konnte. Der Mann erlaubte ihm zu bleiben. Abdullah bemerkte, dass der Mann nichts außergewöhnliches tat: Er fastete nicht die ganze Zeit, er schlief etwas in der Nacht und betete etwas in der Nacht, und so weiter. Nach den drei Tagen erzählte Abdullah ihm den wahren Grund weshalb er bei ihm bleiben wollte, und er fragte ihn, was denn der Grund sein könnte, weshalb er von den Leuten des Paradieses sei. Dem Mann رضي الله عنه fiel zunächst nichts ein, doch nach einer Weile sagte er: "Jede Nacht, bevor ich schlafen gehe, vergebe ich jedem, der mir Unrecht angetan hatte. Ich entferne alle schlechten Gefühle gegenüber allen von meinem Herzen." (Kitab al-Zuhd by Ibn al-Mubarak – Number 694)
And Ibn Taymiyyah, may Allah have mercy on him, said, “Verily, the matter of benevolence and forgiveness towards people takes precedence over the matter of vengeance and revenge.” Minhāj al-Sunnah 4/327 - copied from here
"Just as you’d love to have Allaah’s pardon for your sins, likewise you should forgive those beneath you!" - Imam Qurtubi’s Tafsir (v. 12, p. 193) - copied from here
When Dawud was blessed with Sulayman, he posed the following question to his son: What is the most refreshing? Sulayman: That Allaah forgives the people and the people forgive each other. Dawud said: You’re a prophet indeed! Source: Tafsir ibn Abi Hatim (38:30) - copied from here
Und hier noch ein Hadith:
Und noch was:
"Wenn du das Feuer der Rache mit der Hilfe des Feuers des Zorns anzündest, wirst du zuerst dich verbrennen." Les Méditations d'Ibn al-Qayyim (p. 83)And Ibn Taymiyyah, may Allah have mercy on him, said, “Verily, the matter of benevolence and forgiveness towards people takes precedence over the matter of vengeance and revenge.” Minhāj al-Sunnah 4/327 - copied from here
"Just as you’d love to have Allaah’s pardon for your sins, likewise you should forgive those beneath you!" - Imam Qurtubi’s Tafsir (v. 12, p. 193) - copied from here
When Dawud was blessed with Sulayman, he posed the following question to his son: What is the most refreshing? Sulayman: That Allaah forgives the people and the people forgive each other. Dawud said: You’re a prophet indeed! Source: Tafsir ibn Abi Hatim (38:30) - copied from here
"Dem Übeltäter zu verzeihen vermindert nicht den Lohn der bei Allah für den Unterdrückten liegt. Viel eher wird der Lohn von einem vergrößert, wenn man dem Übeltäter vergibt." Ibn Taymiyyah’s Fatawa (v. 30, p. 362)
Sheikh al-Islam Ibn Taymiyyah sagte (Quelle: Jami’ al-Masa’il) in Bezug auf Vergebung:
When one forgives his enemy, his enemy begins to feel that the one who forgave him is on a higher level than him!
One should reflect on the good reward which Allaah has promised to the one who forgives [people who hurt him] and observes patience!
One should realise that if he forgives [people who hurt him] and does good in return, it gives him a sense of open-heartedness towards his brothers, and cleans his heart of treachery and malice, the desire to take revenge and desiring ill for others!
He [person who forgives people who hurt him] is like a person from whom only one dirham was taken, yet he was recompensed with thousands of dinars!
He [person who forgives people who hurt him] tastes the sweetness of forgiving which only increases and multiplies his joy and gain, be it in the near or distant future, over any gain he may have attained through revenge!
The honour achieved through forgiving becomes more beloved [to Allaah] and of greater benefit to him than the honour received through revenge.
The wrong that’s been done to him was either to wipe away his sins or to raise him in rank. If he were to seek revenge instead of observing patience [and forgiving], the wrong done to him would neither erase his sins, nor raise his status!
How often have lives, status and wealth been lost, which otherwise would’ve remained if one just forgave the oppressor?
Und in Qa’idat fi al-Sabr (p. 102) sagte er:
Whoever has the habit of taking revenge and is never patient, then he’ll certainly commit injustice, as the soul tends to be unsatisfied with the measure of justice it requires!
Was ist mein Fazit bei all den Zitaten aus den Quellen des Islams?
Video von Yasmin Mogahed:
Das war nicht das Video, was ich oben erwähnte, aber es ist mindestens genauso toll und das dick gekennzeichnete beschreibt das, was ich oben erwähnte.
Übersetzung:
Worüber ich jetzt sprechen werde, ist ein weiteres Beispiel vom Leben des Propheten Muhammad saws. Es gab einen Vorfall, aus dem wir so viele Lehren ziehen können, und das ist der Vorfall, in dem Aisha r.a. vorgeworfen wurde, unkeusch zu sein. Sie reiste mit dem Propheten saws in einer Karawane und wurde zurückgelassen, woraufhin einer der Gefährten kam und sie begleitete. Als sie bei den anderen ankamen, wurden einige Gerüchte über Aisha r.a. gestreut. [...] Für Aishas r.a. Familie war das Gerede der Leute ein solcher Stress und Schmerz. Stellt euch vor, wie Aisha r.a. sich gefühlt haben muss. Wenn ich mich in sie hineinversetze, denke ich, so wäre das schmerzhafteste für mich, zu erfahren, dass die um mich herum mir nicht unbedingt glaubten. [...] Sie musste also nicht nur das Gerede der Leute ertragen, sondern litt auch unter dem Gefühl, dass ihr ihre Verwandten nicht zu 100 % Glauben schenkten. Das Problem war, dass die Offenbarung von Allah noch nicht kam. Es gab also keinen direkten Beweis für ihre Unschuld. [...] Nach einem Monat ging der Gesandte Allahs saws. zu Aisha und ich möchte, dass wir über seine Worte reflektieren. Was er zu ihr sagte, war: "Wenn du unschuldig bist, dann wird Allah deine Unschuld bestätigen. Doch wenn du schuldig bist, dann bereue bei Allah." Hätte das Gerücht gestimmt, dann wäre es so gewesen, dass er als Ehemann betrogen worden wäre. Er wäre involviert gewesen und war Teil der Gleichung. Doch dennoch hat nichts, was er sagte, etwas mit ihm zu tun. Er sagte nichts wie "Wenn das wahr ist, wie konntest du mir das dann antun?" Ist das nicht das mindeste, was wir als Ehepartner sagen würden? Seine Sorge war allein für ihre Rettung und ihre Beziehung zu Allah. Es ging ihm nicht um sein Ego oder seinen Schmerz. Er wollte ihr nicht einmal ein schlechtes Gewissen machen. [...] Dann kam die Offenbarung von Allah, swt und das hat eine kraftvolle Botschaft: Wir alle haben manchmal das Gefühl, ganz allein zu sein, so wie Aisha in dieser Situation. Das Gefühl, dass jeder gegen einen ist. Doch Allah swt hat sie nie verlassen. Wenn wir den Quran lesen, wissen wir zwar, dass das das Wort Gottes ist, doch wir machen nicht die Verbindung zu unseren eigenen Leben, unseren eigenen Problemen, unseren eigenen Sorgen. Wir denken, das sind Geschichten von Leuten von früher. [...]
Nun war also klar, dass das alles nur Verleumdung war, und ihr Vater Abu Bakr r.a. findet nun heraus, dass einer der Leute, die das Gerücht verbreitet haben, ein Verwandter war. Und nicht nur ein Verwandter, sondern noch dazu jemanden, den er finanziell unterstützt hat. Verständlicherweise schwört er zusammen mit anderen, die ihn finanziell unterstützten, damit nun sofort aufzuhören. Daraufhin offenbart Allah eine weitere Aya. In diese Aya sagt Allah etwas sehr wichtiges: "Sie sollen (vielmehr) vergeben und verzeihen. Wünscht ihr nicht, dass Allah euch vergebe?" (24:22)
Diese Frage wird Abu Bakr gestellt - und uns. Allah sagt uns, wir sollen den Menschen vergeben, die uns Unrecht angetan haben. Allah sagt, wir sollen sogar denen vergeben, die uns nicht um Vergebung gebeten haben. Manchmal, wenn uns jemand verletzt, ist unsere Ausrede, dass sich die Person ja noch nicht einmal entschuldigt hat. Dennoch sagt Allah "vergeben und verzeihen".
Es geht nicht um die Person, die dir etwas angetan hat. Ob sie Vergebung verdient oder nicht. Denn jede Handlung zwischen uns und der Schöpfung, ist in Wirklichkeit eine Handlung zwischen uns und Allah.
Das Argument, das Allah aufführt "Wünscht ihr nicht, dass Allah euch vergebe?" hat nichts mit der Person zu tun, um die es geht. Es geht einzig und allein um die Beziehung zu Allah.
So wie du die Schöpfung behandelst, wird Allah dich behandeln. Es gibt Hadithe die besagen, dass Allah demjenigen am Jüngsten Tag aus der Klemme hilft, der anderen Menschen aus der Klemme half. Oder wenn man die Fehler von jemandem bedeckt, dass Allah dann deine Fehler bedeckt.
[...]
Du vergibst jemandem und Allah vergibt daraufhin dir - ist das nicht ein guter Deal? Ist das nicht ein besserer Deal als ein Tablet im Sale für einige Cent zu kaufen, das vorher mehrere Tausend Dollar gekostet hat? Dieser Deal hat den größten Wert überhaupt: die Barmherzigkeit von Allah.
Abu Bakr r.a. hat daraufhin die finanzielle Unterstützung nicht nur nicht beendet, sondern sogar noch erhöht. Was lernen wir daraus? Wir lernen, wie wir reagieren sollten, wenn uns jemand Unrecht antut.
Manchmal ist es so schwer, anderen zu vergeben, weil wir selbst nicht bemerken, wie sehr wir selber die Vergebung nötig haben. Wir denken, wir sind perfekt. Wenn ich sehen würde, wie viele Fehler ich habe, und wie oft ich anderen Menschen Unrecht angetan habe, dann wäre es nicht so schwer, anderen zu vergeben.
Wir beten Allah um Vergebung. Hoffentlich machen wir das sehr oft. Wie können wir Ihn darum bitten, wenn wir anderen nicht vergeben wollen? Es macht keinen Sinn, oder? Besonders, weil das Unrecht, das wir Allah swt. antun, alles, was uns angetan wird, überwiegt. Wir sind nicht Gott. Das Unrecht, das mir angetan wurde, ist ein menschliches endliches Unrecht. Das Unrecht, das wir Allah swt antun, ist auf einem unendlichen Level, denn Er ist unendlich. Was Er verdient, ist unendlich. Wir können das nie erreichen. Wenn wir sündigen, tun wir Allah dauernd Unrecht.
Die zweite Lektion in dieser Geschichte ist die Reaktion Aishas r.a. auf die Leute, die bei der Verleumdung mitgemacht haben. Einer der Gefährten, Hasan bin Fadith (Anmerkung: Schreibweise bestimmt falsch von mir!), war einer der Leute, die die Gerüchte verbreiteten. Sie behandelte ihn weiterhin gut, und die Leute erinnerten sie daraufhin daran. Ihre Antwort ist so kraftvoll: "Er war außerdem einer derjenigen, der den Islam vor den Kuffar verteidigt hat." Wieso ist das so kraftvoll? Weil sie, genau wie der Propeht saws ihr Ego aus dem Fokus nimmt, sondern den Islam, und Allah. Was ihr wichtiger war, war dass er den Islam und den Propheten saws verteidigte.
Lektionen, die wir aus der Geschichte lernen:
1. Behandle andere so, wie du willst, dass Allah dich behandeln soll. Und realisiere, dass wenn du mit der Schöpfung interagierst, interagierst du in Wirklichkeit mit Allah swt.
2. Wenn dir jemand Unrecht antut, kannst du dies für etwas unendliches benutzen: die Vergebung zu Allah. Und wenn du alles schlechte in deinem Leben als etwas betrachtest, das dich näher zu Allah bringt, dann wirst du irgendwann Dankeskarten an all jene, die dich verletzt haben, schicken wollen. Und der Grund dafür ist, dass Allah sagt, dass du Seine Vergebung bekommst, wenn du anderen vergibst. Bevor du diesen Deal annehmen kannst, muss dich zuerst jemand verletzen, sonst geht das ja nicht. Also beginn mit dem Schreiben von Dankeskarten.
- Dann erzählt sie noch die tolle Metapher von dem Kind, das eine Spritze bekommen muss.
Zu guter Letzt noch ein paar Verse aus dem Quran und weitere Hadithe:
Ich gebe dennoch zu, dass ich froh darüber bin, dass der Islam keine Feindesliebe lehrt. Und die Stelle aus der Bibel „Wenn dich einer auf die linke Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin“ (Matthäus 5,39) hat mir noch nie gefallen, was ich auch lautstark im schulischen Religionsunterricht verkündet habe. Meiner Meinung nach zeigt dies wieder einmal, dass der Islam den vernünftigen Mittelweg lehrt.
Yasmin sagt ähnliches, und zwar hier.
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