08.12.2021

Ich habe Angst, dass Gott mein Schiff sinken lässt.


Und schon wieder werde ich genötigt, den Film "Titanic" zu schauen. Aber naja, ich liebe den Film, wirklich ein Meisterwerk. Doch ich merke, so langsam setzt es mir psychisch zu, an jenes Schiffsunglück zu denken. Der Film verdeutlicht das Leid damals sehr gut, da sind wir uns wohl alle einig. Aber er zeigt auch diese Vergänglichkeit von allem...! Es ist genial, wie der Regisseur James Cameron die Szenen zusammenschneiden ließ: Erst sieht man einen schönen Moment - Jack und Rose küssen sich - und dann geht das Bild über in das versunkene Schiff, und wie es jetzt aussieht. Die schönen Momente des Lebens - vergangen. Das größte, luxuriöseste Schiff versunken, hässlich, kalt.  Verschimmelt. Deine große Liebe - ertrunken. Diesen Kontrast hat James Cameron gut dargestellt. Und das ist irgendwie schmerzhaft.


 


source:

https://bukaters.tumblr.com//post/629160096573865984/titanic-time-transitions-dir-james-cameron


Schon wieder erwische ich mich dabei, wie ich mir vorstelle, selber dabei gewesen zu sein. Bei jedem schrecklichen Ereignis in der Geschichte der Menschheit, über das ich etwas lese. Wie hat sich Anne Boleyn gefühlt bei ihrer Hinrichtung? Wie fühlt sich das an, diese Sekunden davor? Mir wird ganz komisch und ich bekomme eine Gänsehaut, wenn ich versuche, mir das vorzustellen. Wie haben sich die Passagiere der Titanic gefühlt, als ihnen klar wurde - in weniger als einer Stunde sterbe ich? Ich stelle mir die Frage: Was ist die Weisheit dahinter, dass diese Menschen ertrunken sind und ich nicht an ihrer Stelle war?

Mit solchen Gedanken habe ich mich schon sehr früh gequält. Immer dieses Nachdenken über alles mögliche. Ja, es hat mich zum Islam geführt. Ich bin dankbar für dieses Nachdenken. Aber trotzdem; manchmal wünschte ich, ich könnte einfach im Moment leben ohne so viel zu denken und mich "Was wäre, wenn" zu fragen. Was bringt es mir, ein Möchtegern-Philosoph zu sein, wenn ich keinerlei Erkenntnisse aus meinem Nachdenken ziehen kann? Oder bringt mir das etwa irgendwas, über das Leid der Welt nachzudenken? Wer das so sieht, bitte schreibt es mir in die Kommentare.

Und dann kommen sie wieder, diese Gedanken: "Wenn Gott das nicht verhindert hat, wieso sollte Er mir dann bei meinen Problemen helfen?" Diese Gedanken sind nicht vorwurfsvoll gemeint. Damit ist gemeint, dass Gott wohl einfach - aus seiner Weisheit heraus und nicht aus schlechten Motiven heraus - Schreckliches nicht verhindert. Das sehen wir ja tagtäglich in den Nachrichten. Und dann denke ich: Logischerweise bedeutet das, dass Gott wohl auch einige meiner persönlichen Schiffsunglücke nicht verhindern könnte - natürlich aus einer Weisheit heraus, nicht um mich leiden zu sehen. Aber dennoch: Ich habe Angst, dass Gott mein Schiff sinken lässt.

Dieses Argument "Aus einer Weisheit heraus verhindert Gott schlimme Dinge nicht" regt Atheisten oft ziemlich auf. Sie finden es nicht befriedigend, nicht logisch. Es ist falsch, zu suggerieren, dass man Leid problemlos wegsteckt, wenn man ein gläubiger Mensch ist. So gibt es mit Sicherheit auch Gläubige, die manchmal hadern. Das ist menschlich. Aber es gibt einen Unterschied zu Nicht-Gläubigen: Der Gläubige weiß, dass das Argument mit der Weisheit eben nicht unlogisch ist. Es ist unlogisch, zu denken, man könne mit seinem begrenzen menschlichen Verstand die Beweggründe des Allmächtigen nachvollziehen.

Aber warum bin ich so emotional?

Ich wünschte, ich hätte 10 % von den Leuten, die Obduktionen durchführen können.

Irgendwann denke ich mich tot. - Ich, der Möchtegern-Philosoph wider Willen (Oxymoron).

2 Kommentare:

  1. Anonym17.1.22

    Die westlichen Filme und Serien und der gesamte westliche Unterhaltungsapparat verunreinigt uns und vergiftet unseren Iman. Wir sollten unbedingt festhalten daran, dass wir uns nur mit den sinnvollen Themen der Religion beschäftigen, um Erfolg zu erlangen im Diesseits und Jenseits. Genau so, wie es unsere rechtschaffenen Vorfahren zu tun pflegten. Als ich noch Filme schaute, selbst wenn es nicht sehr oft war, hatte ich keinen starken Iman. Seit ich mich distanziert habe und mein Tag gefüllt ist von Islamischen Unterrichten, in die Moschee gehen, Koran auswendig lernen und lesen, arabisch lernen; seitdem ist mein Iman auf einem super Level, und Tränen vergieße ich nur noch für Allah. Das ist die wahre, innere Ruhe. Alhamdulillah. Möge Allah euch alle segnen und uns rechtleiten und helfen. Assalamu aleykum :)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Wa aleikum salam, vielen Dank für dein Kommentar.

      Löschen