10.07.2016

Buchempfehlung auf Englisch: "Traitor?" von Terry Holdbrooks (mit generellen Infos im Artikel)



161 Seiten

gtmobook.com


Biographie:

Terry Colin Holdbrooks Jr. wurde am 7. Juli 1983 geboren und ist in dem Bundesstaat Arizona aufgewachsen. Im August 2002 trat er der US Army bei. Er wurde im Juni 2003 nach Guantanamo stationiert, arbeitete dort als Wachmann und fing an, mit den Gefangenen zu reden, zunächst nur aus dem Bedürfnis heraus, den eigenen Horizont zu erweitern. Bewundernd stellte er fest, dass er trotz seines Jobs als Wachmann Respekt bekam - als er auch Respekt zeigte. Bald darauf entwickelte er zunehmend ein großes Interesse an der Religion der Häftlinge - dem Islam.

Zu sehen, wie sie trotz der Demütigungen und Misshandlungen immer beteten und standhaft in der Religion blieben, imponierte ihm. Einer der Gefangenen schenkte ihm einen Quran. Die Häftlinge beantworteten seine Fragen, die er hatte. 6 Monate nachdem er dort ankam, konvertierte er schließlich zum Islam, die Zeugen waren zwei Häftlinge.

Er hat dann sein Buch "Traitor?" geschrieben und spricht sich seither offen für die Schließung Guantanamos aus. 2004 ist er von dort weggegangen, seine Zeit war um. Die Army hat er im Oktober 2005 verlassen, der offizielle Grund war eine "personality disorder" (Quelle Wikipedia).

Als er wieder daheim in Arizona war, ging er an die Universität und hat nun einen Abschluss in Sociology/Soziologie.


Klappentext:

Terry C. Holdbrooks, Jr. had a lot of expectations from joining the military. He hoped to become a better American, a better soldier, a better person. He would never have thought, in his wildest atheist dreams, that he would become a Muslim. "Traitor?" is the story of an American soldier's journey to Islam having found it in the 'armpit of the world', Camp Delta, Guantanamo Bay, Cuba.

“Traitor?” is the story of an American soldier's journey to Islam having found it in the 'armpit of the world', Camp Delta, Guantanamo Bay, Cuba. Part expose, part personal journey, “Traitor?” is presented to make you think about the effect that the 'War on Terror' has had, on those at home and abroad. - Did the actions of the abusive soldiers in GTMO help actually create that fictional enemy the American administration so desperately wanted to locate and destroy? - Were those in front of or behind the bars guilty of crimes of hatred? - Is being a good American compatible with being a Muslim? These questions are not answered hypothetically by a scholar who has studied statistics and history books, but by a low-ranking soldier in the U.S. Army who has himself served a complicated, conflicting, and illuminating year in GTMO.


"The blessings of Allah are everywhere, even in GTMO." - page 117


Meine Meinung:

Dieses Buch empfehle ich allen, die gute Englischkenntnisse haben. Es ist klein und hat wenige Seiten, somit hat man es trotz kleiner Schrift relativ schnell durchgelesen.

Man erfährt, dass die meisten Häftlinge von irgendwelchen Personen gekidnappt und an Guantanamo verkauft wurden, z. B. von Leuten, die einfach das Lösegeld wollten, oder auch die Person generell hassten. Offenbar war es ähnlich wie in den Western-Filmen: "Wanted"-Flyer, die in Pakistan oder Afghanistan verbreitet wurden - mit Name und Foto der gewollten Person und das Versprechen auf Lösegeld.

Die Bush-Administration wollte so viele Leute wie möglich in Guantanamo unterbringen, denn somit konnte man die hohen Geldbeträge, die in den "War on Terror" flossen, der Bevölkerung rechtfertigen, so nach dem Motto "Seht ihr, wir geben uns bereits die größte Mühe mit dem Bekämpfen von Terror, wir haben auch schon viele von denen!!! Es lohnt sich also, Leute!"

Er berichtet, dass Köpfe in Toiletten getaucht und "angespühlt" wurden, auf Hände getreten wurde, dass man Fotos von toten Frauen und Kinder zeigte und erklärte, es sei die Familie, dass man Tonaufnahmen von vergewaltigen Frauen abspielte und meinte, es sei die Frau gewesen und so weiter und so fort. Ich bin nicht mehr überrascht.

Terry war jedoch nicht in jenem Camp, in dem Waterboarding benutzt wurde oder Gefangene in Särgen mit Insekten gesteckt wurden. Dieses Camp wurde sehr geheim gehalten. Als er einmal spazieren ging und es fand, zeigte ein Wachmann bedrohlich eine Waffe auf ihn und sagte ihm, er solle gehen.

Aber er kann eine schreckliche Geschichte, die es in die Medien schaffte, bestätigen: Die mit dem Menstruationsblut, das eine Frau an einen Gefangenen schmierte, damit er erstens angewidert ist und zweitens nicht beten kann. Er war zwar nicht im selben Raum, aber offenbar im selben Camp. Als er davon hörte, versuchte er sich mit einem Kollegen zusammen aus Ekel davon zu überzeugen, dass es nur Farbe war. Die Gefangenen sagten aber, dass das definitiv echtes Menstruationsblut war. Als Terry sie fragte, wie sie sich da so sicher sein konnten, sagten sie, es sei grobkörnig gewesen und hätte so gerochen. Als Guantanomo-Gefangene wussten sie leider nur zu gut, wie genau man Blut erkennt, denn oft mussten sie ihr eigenes sehen.

Da er keinen hohen Rang als Soldat hatte, konnte er die Grausamkeiten in Guantanamo nur minimal beseitigen - etwa, in dem er die Gefangenen öfters baden ließ. Das ging allerdings nur, nachdem seine Vorgesetzten ausgetauscht wurden, denn diese haben ihn alle gemobbt, verprügelt und bedroht, als sie bemerkten, dass er gerne mit den Gefangenen redete und sie nicht misshandeln wollte. Jene Vorgesetzten, das "Regime", wurden so beschrieben wie ich sie mir auch vorgestellt hätte: Fluchend, saufend, ungepflegt, Sport und Frauen als einziges Gesprächsthema und herzlos.

Es liest sich ein bisschen so, als habe Terry ein schlechtes Gewissen, weil er nicht mehr tun konnte. Möge Allah سبحانه و تعالى dieses Gefühl durch Zufriedenheit eintauschen! Denn er konnte wirklich nicht viel mehr tun. Und es ist wirklich super von ihm gewesen, dass er dieses Buch geschrieben hat. Jazakallahu khairan.

Das Vorwort ist von einem ehemaligen Gefangenen - und so schön.

Gott sei Dank wurden die meisten Häftlinge, die er dort kennen und lieben gelernt hatte, nach und nach freigelassen - weil sie nun mal auch unschuldig waren. Er fand in all der Zeit eine einzige schuldige Person.


Kritikpunkte? Nur die zu kleine Schriftgröße und den Satz "I found no conflict of interest inherent in being a Muslim and an Army soldier". Aber er ist ja sowieso wieder draußen, also habe ich darüber hinweg gesehen.




Haha, seht mal:





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